Hermann Josef Kleinerz an Kaplan Stiesch, 11. Juli 1943
Im Süden, 11.7.43
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Für Ihre freundlichen Grüße aus dem Fränkischen herzlichen Dank. Gewiß ist mir diese Gegend von meiner ersten und einzigen „Tramptour“ bekannt. Sie fragen nach dem Studium, zu dem ja auch mein Bruder freigekommen ist. Einmal bin ich dazu noch ein etwas junger Soldat und zum anderen habe ich auch im Augenblick kein großes Interesse daran, da ich selbst noch keinen Teil zum Krieg beigetragen
habe. Außerdem ist das Studium im Kriege durch so viele Dinge erschwert, ich erinnere nur an die Angriffe auf Köln, daß es keine rechte Freude macht zu studieren.
Ich freue mich, daß die geistige Arbeit im kleinen Kreis nicht zur Ruhe gekommen ist. Ich glaube wohl, daß meine Kenntnisse zu gering sind, um an einer großen Diskussion teilnehmen zu können. Meine Kameraden kommen hauptsächlich auch aus katholischen Familien und die meisten sind froh, wenn sie mal sonntags zur Messe gehen können. Mit evangelischen Kameraden bin ich noch nicht ins Gespräch gekommen, mit Gottgläubigen eher. Über jede Nachricht aus der Heimat freue ich mich sehr. Es grüßt Sie herzlich
Ihr Hermann Josef
Fp.Nr. jetzt: 56774!