Johannes Werres an Kaplan Stiesch, 19. September 1943
Nordwestfrankreich, den 19. IX. 1943
In seiner Fülle ruht der Herbsttag nun,
geläutert ist die Traub und der Hain ist rot
vom Obst, wenn schon der holden Blüten
manche der Erde zum Danke fielen.
Hölderlin
Carissime!
An einem schönen Herbstsonntag ist’s. Da werden mir diese Dichterworte wie Wirklichkeit. Ihnen einen Gruß aus meinem sonst öden Alltag. Das Gedicht ist dem Buch: Ernte der deutschen Lyrik entnommen, das ich mir vor kurzem hier gekauft habe.
Warum hört man von den Kameraden und der Arbeit in Junger Kirche nichts mehr? Sie schrieben mir auch noch nicht auf das Buchpaket. Haben Sie es erhalten?
Ich möchte Sie bitten, mir einige Liedertexte auszusuchen, die wir hier eventuell singen können; vielleicht ist das eine Arbeit für den einen od. anderen Junghelfer.
Sonst nichts von Bedeutung. Ev. bald Urlaub!
Ihr Johannes