Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 23. September 1943

O.U., am 23. Sept. 43

+Am Abend Dir Gruß im Herrn!

Wenn die Post ihre Pflicht getreulich getan, hältst Du indessen die beiden Mappen und zweie von den gewünschten Notenheften in Händen. Der „Franck“ ist bestellt und wird in etwa 6 Wochen erwartet, vorrätig waren zwei andere Orgelschulen:

Derin: Schule des Organisten u. Lemmers: Orgelschule. Hast Du daran Interesse? –

Zum Rundbrief: Ich warte nur noch auf eine Möglichkeit nach Amsterdam zu kommen und auf die gewünschten verbesserten Adressen. Diesem Brief lege ich noch einen bei, der erst heute zurückkam.

Welche Gestalt der Rundbrief nehmen wird, liegt

zum großen Teil an dem, was der Einzelne beiträgt. P. K. schlägt vor, auch den Humor etwas zu Wort kommen zu lassen. Wer wagt’s? Es lässt sich da so schwer etwas finden.

Du schreibst von Wittges Büchern: Ich habe in den letzten Tagen ein großes Wagnis begangen. Ich habe mich an ein Buch von F. Timmermanns im „Urtext“ gemacht. „Ik sag Cecilia komen“ – ist noch nicht ins Deutsche übertragen. Und das Büchlein hat mir ausnehmend gut gefallen. –

Haben Helmut oder die beiden Anderen – Günter u. Willi Fr. – Dir etwas von meiner Antwort auf Ihren letzten Brief erzählt. Der Pitter H. schickt übrigens eine Karte aus

Königswinter.

P. K. hat mir für den Rundbrief einen feinen Schrieb zum Michaelstag geschickt. Leider war die „Drucklegung“ da schon vollzogen.

Jeden Abend feiere ich hier im neuen Standort das Heilige Opfer – wir denken auch an Euch und Eure Arbeit Daheim. Am kommenden Sonntag, da die Junge Kirche der Heimatstadt den Erzengel feiert, stehen wir mit Euch bittend vor dem Herrn.

Eben bringt uns der Rundfunk J. S. Bachs Musik, die Töne werfen die rechte Stimmung in

den ausgehenden Tag.

Dir eine gute Nacht, Euch Allen Heil zu allem Tun

     Jochen

N.B: Entschuldige bitte den Bleistift, mein Füller ist beim „Onkel Doktor“.