Rundbrief von Johannes Werres an alle Kameraden, 26. September 1943
Sehrt, in das Licht verläuft die Straße, das Ewige
Hat keine Maße, wer es begeht, bleibt niemals stehn.
Kameraden!
Zum Michaelstag einen Gruß aus Frankreich. Heute, da wir wieder des Gotteskämpfers Tag begehen, ist mir sein Festtag vor 2 Jahren noch in lebendiger Erinnerung, den ich noch in eurer Mitte feiern durfte, den auch noch einer unserer Kameraden miterlebte, Franz Ley, den wir heute nicht mehr unter den Lebenden wissen. Durch Kpl. Stiesch erfahre ich laufend von euch, durch ihn geht auch heute dieser Gruß euch zu.
Ein Jahr Soldatsein liegt hinter mir, und wenn ich noch frage, wie ich heute zur Sache der Jungen Kirche stehe, so darf ich vor allen Dingen sagen, dass das Bild des streitenden En-gels, das uns so viel bedeutet, nicht verblaßt ist in mir. Und ich hoffe, in den vielen Kamera-den, die über ganz Europa verstreut sind, auch nicht. Es leuchtete in all die schweren und harten Stunden des Dienstes, des Kampfes, aber auch der Versuchung hinein und gab uns Kraft. Wir können euch nur das eine und immer wieder das Eine sagen: Übt euch in diesem Geist, ständig und voll Ausdauer! Junges Christentum muß lebendig sein, d.h. nicht nur voll Leben, sondern auch, dass beides miteinander verwachsen ist in unlöslicher Einheit. Michael ist uns Symbol dieses kämpfenden jungen Christentums.
Ich hoffe, im nächsten Monat in Urlaub zu kommen. Daß ich mich freue, von eurer Arbeit zu erfahren, ja selbst wieder dabei mittun zu können, dürft ihr gewiß sein.
Glaubt uns, jeder Gruß, der von Euch kommt, wird freudig erwartet und erwidert. Ich weiß mich da als Spre-cher für viele.
In diesem Jahr Frankreich habe ich viele Kameraden u. –innen aus Junger Kirche aller Gegenden des Reiches kennengelernt. Man ist also noch lange nicht allein, wenn man nur sucht! In diesem Jahr habe ich aber auch manche Eindrücke und Erfahrungen gesammelt über Dinge, von denen ich bislang wenig Ahnung hatte. Es wird darüber zu berichten sein. Freilich sind sie anderer Art, als die der Kameraden, die an kämpfender Front stehen.
Dieser Gruß soll euch zeigen, dass ich und wir alle hier draußen noch an euch denken und uns mit euch einig u. verbunden wissen.
Das Herrn Kraft und Heil in allem Werk
Euer Johannes
Nordwestfrankreich, Sonntag den 26. 9. 43