Johannes Werres an Kaplan Stiesch, 26. September 1943
Sonntag, den 26.9.43 um Mitternacht
+Rudolf!
Wie das klingt, dieses kameradschaftliche Du! Ich freue mich über Deine Konzession und billige Dein Vorhaben.
Dein Brief war lange ersehnt – ich wunderte mich schon über die lange Pause des Schweigens. Hab Dank dafür. Die Frage bei den Büchern ist nur das Geld. Was ich bekommen kann für den knappen Sold, will ich besorgen. Im kommenden Urlaub können wir dann begleichen. Holzner + Thurmair/Rick sind sicher. Adam Katholizismus, die Angelegenheit verwahren wir bis zum urlaub.
Ja, Ludwig kannte ich als feinen, stillen Menschen. Sehr gefreut habe ich mich über den präzisen u. ehrlichen Text des Totenzettels. – Wie aus Hans Johannes wird? Das ist kein Versteckspiel sondern Ernst. Ich tue das betont u. mit Absicht: Johannes hat mir viel zu sagen. Erstens der Name selbst erinnert mich ständig an Gottes Güte Gott ist gnädig. Dann mein Patron, der starke Rufer in der Wüste, ist er nicht mitreißendes Vorbild genug? Rufer, Wegbereiter + Martyrer! Außerdem ist Hans ein Kosename und mit 20 Jahren dürfte man den Sinn dafür verloren haben. Was zu Hause schwer ist: Person + Name sind stark miteinander verwachsen u. so leicht nicht zu trennen. Aber das macht nichts, es braucht alles seine Zeit. Es wird wachsen…
Den beiliegenden Schrieb für die Kameraden zum Michaelstag.
Wer ist im Augenblick in Ur-laub? Von Mundorf habe [ich ] bald 2 Jahre nichts mehr gehört. Weiß der Himmel, was in den gefahren. Winterscheidt + Conin schweigen ebenfalls. Bitte einmal die Anschriften. (Auch die v. Paul Küppers). Dann: Besorge bitte beiliegenden Brief weiter an Edmund Z.; ich habe seine neue Anschrift nicht.
Damit Schluß für heute.
Herzlich Heil + Handschlag erstmalig Dein
Johannes