Herbert Faber an Kaplan Stiesch, 12. Oktober 1943
O. U. Dienstag, den 12.10.43
Werter Herr Kaplan!
Nun endlich nach langer Zeit bekomme ich den ersten Brief aus meiner Pfarre von Ihnen. Meinen aufrichtigen Dank! Allerlei hat sich ereignet, seit ich Abschied nahm von Ihnen. Der R.A.D. mit seinen Licht- und Schattenseiten tat sich mir kund. Es folgte auf eine 3 monatige Ausbildung ein Urlaub, denn als etwas anderes kann man die Zeitspanne zwischen Entlas-sung aus dem R.A.D. und Einberufung zur Wehrmacht nicht nennen. Allzu schnell verstrichen diese 14 Tage. Ein kurzer Aufenthalt bei den Verwandten in der Eifel, machte es mir sogar unmöglich all die Bekannten, darunter auch Sie, aufzusuchen. Allzu gerne hätte ich mal wieder an einer schönen Glaubensstunde teilgenommen. Na, hoffentlich ändert sich das im nächsten Urlaub. Sie denken sicher, der spricht von Urlaub und ist erst
bei Komiß. Doch gleich vom ersten Tag an, denkt jeder Landser an Urlaub. Ich wurde zur Artl. Nach Rheine in Westfalen einberufen. Von dort rückte ich nach 8 Tagen in ein von uns be-setztes Land. Wo, wie, warum u. andere Fragen mehr darf ich nicht beantworten. In einiger Entfernung von unseren Quartieren wallt das Meer gegen die langgezogen Sanddünen an.
Wir liegen hier in einem kleinen Dorf, dessen Bewohner durch den Krieg, weiß Gott wohin verstreut worden sind. ich liege mit 5 Mann, darunter 9 Kölner und 1 Klassenkamerad in dem ehemaligen Schlafzimmer einer Bürgerfamilie, die damals beim Vormarsch unserer Truppen geflohen ist. Wir haben unser „Bude“ mit allen uns zu Verfügung stehenden Mitteln möglichst gemütlich eingerichtet. Zahlreiche Bilder, darunter auch einige von meiner Hand, schmücken die sehr bunt tapezierten Wände. Doch immer noch werden Neuerungen getroffen zum wei-teren Ausschmücken unserer 2 Heimat. Ich will nun schließen; denn es geht gleich weiter zum nächsten Dienst. Über die Religiösität und das Verhalten zum Mädchen seitens meiner Kameraden, werde ich im nächsten Brief Kunde geben. Es grüßt Sie recht herzl.
Ihr Herbert Faber.
Wenn es Ihnen möglich ist nochmals eine Reproduktion zu schicken, so wäre das mir sehr lieb. Das Dürerselbstbildnis hat bereits Aufnahme in mein Spint gefunden.