Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 22. November 1943
Am Montag, dem 22. November 43.
Grüß Gott, Rudolf!
Mein längeres Schweigen bedeutete nicht bequeme Ruhe in der Arbeit für Euch: Gestern habe ich den Adventsschrieb nach Amsterdam gebracht; zum nächsten Sonntag, dem ersten Advent, soll er ins Land gehen. (Einige vom letzten kamen noch zurück.)
Ich schrieb Helmut schon, daß ich zum Weihnachtsschrieb eine rege Beteiligung der Jungen erwarte. Man kann auch das unter den Advent stellen, den Kerlen klarmachen, daß es eine schöne Bereitung ist, auch allen Kameraden vom Kommen des Christus zu berichten. Was hieltest Du von einem Wettbewerb; sprich doch bitte einmal mit Helmut darüber. Wenn man den Kerlen das richtig klarmacht, wird man auch Anklang damit finden.
Hat Helmut mit Dir einmal wegen der engeren Fühlungnahme mit den Eltern überlegt? Ich glaube, von daher ließe sich noch mancher Kerl gewinnen.
Aus meinem Urlaub wird leider vor Weihnachten nichts; der Komp.-chef hat uns zwei Theol. wieder mit der Vorbereitung der Weihnachtsfeier beauftragt. Auch da geht’s schon jetzt an die Arbeit.
Hast Du für den Urlaub eine bestimmte Arbeit für mich? Schau doch einmal zu, was Du für das Fruchtbarste hältst? Ich meine, wie’s im vorigen Urlaub war, war’s schon recht und’s hatte guten Erfolg; trotzdem war’s ein Versuch, der genau so gut fehlschlagen konnte.
Vielleicht hast Du jetzt schon einen festen Gedanken.
Johannes W. wird sich auch mit Eifer während seines Urlaubs auf die Arbeit stürzen; er ist ja wohl gestern bei Euch aufgetaucht.
Helmut legte mir unlängst eine interessante Frage vor, auf die sie gestoßen waren: Man kann sie in ihren letzten Konsequenzen vielleicht so fassen. Der einzelne Mensch und die Gemeinschaft vor Gott. Günter K. scheint ein wenig Individualist zu sein.
Euch allen ein frohes Schreiben in und durch den Advent
Euer Jochen
(Mit gleicher Post gehen wieder einige Bücher an Dich ab.) Jo.