Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 26. November 1943
O.U., den 26.11.43.
Hochwürden!
Anbei einen Weihnachtsgruß an die Kerle. Wollen Sie denselben bitte weiterleiten.
Mit frohem Gruß
Rudi
O.U., den 26.11.43.
Kameraden!
Wohl kaum ein Jahr hat so große Opfer von unserer Gemeinschaft gefordert, wie das Vergehende. Viele der Besten haben ihr Leben für’s Vaterland gegeben und nun ist auch noch Otto von uns gegangen.
Ich will Euch kein Bild von ihm geben, weil es auch unnütz wäre. Viel zu lebendig ist uns sein Bild, denn doch bis vor Monaten stand er noch unter uns, saß mit uns in der Runde, war mit uns auf Fahrt.
Das letzte Bild, welches ich von ihm habe, stammt auch von einer Fahrt in meinem letzten Urlaub. Tage waren wir zusammen draußen und saßen des Nachts draußen auf den Höfen des Rheines.
Wir sprachen von Werner, von seinem Tod dund der Aufgabe, die uns durch seinen Tod übertragen. Es ist eine gewaltige Aufgabe, die wir junge Kirche Christi zu leisten haben. Weihnachten steht vor uns. Die Frohbotschaft Christi soll der Welt gebracht werden und wieviel Menschen in unserem Volk sind dafür aufnahmefähig. Unser Volk lebt in einer großen Dunkelheit und diese Dunkelheit gilt es zu sprengen. Licht muß werden in unserem Volk und wir wollen die Lichtträger sein.
Wir wollen durch unser Leben unsere Umgebung, die Kameraden und Freunde formen und sie mitreißen. Wir wollen Vorbild sein, durchglühlt vom Geist des Ganzen und dadurch andere zur Krippe zurückfüßhren.
Kameraden! Durch den Tod der Kameraden wird für uns die Arbeit immer größer. Aber ihr Tod soll nicht umsonst gewesen sein, sie sollen weiterleben in uns. Weihnachten wollen wir uns an der Krippe neue Kraft und neues Licht holen für unseren Kampf draußen.
So sende ich Euch allen meine herzliche[n] Weihnachtsgrüße
mit brüderlichem Gruß
Rudi