Konrad Friesenhahn an Rudolf Stiesch, 2. Januar 1944
2.1.44
Lieber Rudolf
Du hast mir mit Deinen 4 Reclamheftchen die größte Freude zu Weihnachten geschenkt. Ich will nicht sagen, dass ich über die anderen Päckchen mit Essbarem traurig sei, sie lassen keinen Vergleich zu.
Vielleicht weißt Du es noch nicht, ich wohne jetzt in Athen, dem Herz und der Seele des Landes und
kulturelle Möglichkeiten, die in der Heimat wohl kaum sonst eine Großstadt zu bieten vermag, eröffnen sich mir. Klassische Verse auf klassischem Boden zu hören ist ein größeres Erlebnis als Gleiches in Deutschland. Um mein Abgleiten in die Rolle eines Häretikers zu bremsen, habe ich hier auch wieder eine imposante katholische Kirche und unmittelbar neben dem Quartier
ein kleines Kirchlein. So bin ich nicht mehr auf die Ortbasare angewiesen.
Wie es Weihnachten hier zuging, schrieb ich ja schon, wie war es bei Euch?
Glaubst Du nicht auch, dass das Ende des neuen Jahres auch den Schluß des Krieges sieht? Sprechen wir vorerst mal weniger vom Frieden.
Mit Dank und Gruß für Alle, Dein Konrad