Josef Müller an Kaplan Stiesch, 27. Februar 1944
R.A.D., den 27. II. 1944
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Als Arbeitsmann übersende ich Ihnen die herzlichsten Grüßen. Es bleibt uns hier sehr wenig Zeit, um private Dinge zu erledigen. Darum komme ich auch erste heute dazu, Ihnen einen Brief zu schreiben. –
Obwohl wir schon etwas an das Komißleben gewöhnt waren, stellen wir doch einen großen Unterschied fest zwischen R.A.D. und Luftwaffe. Hier ist morgens um 5.30 Uhr schon Wecken. Dann geht’s durch in einem Fort bis abends 18.00 Uhr. Das Essen steht menge- und qualitätsmäßig in keinem Verhältnis
zu dem Dienst, der wirklich stramm ist. Man ist wirklich froh, wenn man sich nach Dienstschluß auf sein Lager werfen kann. Aber unsere Dienstzeit ist ja begrenzt und die paar Wochen gehen auch gut verbei. Ein Trost ist ja schon der, daß wir mit mehreren Kameraden zusammenliegen. So gehen die Tage noch etwas schneller herum. –
In der Hoffnung, daß Sie meine Zeilen bei bester Gesundheit erreichen, verbleibe ich mit
Frohem Gruß
Ihr Josef Müller.
Herzliche Grüße an Ihre Eltern!