Otto Mundorf an Kaplan Stiesch, 13. März 1944

13. März 1944

Rudolf! Heil und Frohgruß Dir!

Für Deinen Brief vom 1. d.Mts. meinen Dank. Ich habe mich gefreut, nach so langer Zeit endlich wieder von Dir zu hören.

Mir geht es mit dem Schreiben ähnlich wie Dir. Im Gleichmaß des Alltages findet man einfach nicht die Zeit Briefe zu schreiben. Fast täglich sind wir bis 21.00 oder 22.00 Uhr in der Flugzeughalle, da hat man anschließend wenig Lust noch Papier und Feder in die Hand zu nehmen. Gestern war der 10 Dienstsonntag für uns. Also auch der Sonntag ist für uns hier nicht mehr als jeder andere Tag. Hin und wieder habe

ich einmal Gelegenheit zur Abendmesse zu fahren, dann merkt man wenigstens etwas vom Sonntag. Aber darüber will ich nicht klagen. Wenn es erforderlich ist um das Opfer unserer Helden, derer wir gestern gedachten, nicht nutzlos werden zu lassen, will ich dieses kleine Opfer gerne bringen.

Es freut mich, daß Eure Lichterfeier zu einer feinen Stunde wurde. Du hast wohl Recht, Helmut Saure arbeitet intensiv und gut. Schade, daß er nicht mehr lange bleibt. Wem gedenkst Du dann die Arbeit des Pfarrhelfers zu übertragen? Hast Du schon von Jochens und Johannes neuer Arbeit, die eine Schriftlesung der Soldaten unserer

Pfarre werden soll, gehört. Jeder nimmt sich ein Stück aus der Schrift vor, das er für sich durcharbeitet und dazu seine Gedanken niederschreibt und dann an den nächsten weiterschickt. Die Idee ist fein. Hoffentlich lässt sie sich auch zeitlich durchführen.

Sei nun für heute nochmals froh gegrüßt und

Heil

Otto

Anliegend sende ich Dir das Heftchen „Der Frontsoldat! Mit Dank zurück.