Kaplan Stiesch an Hans Bayart, 29. März 1944

29. März 1944

Lieber Hans!

Wir haben uns ja in Deinem Quasiurlaub kurz gesehen, aber Du wirst Dich doch über ein Lebenszeichen aus Dreikönigen freuen. Vor allem wünsche ich Dir ein gnadenreiches Oster-fest und alle Gnade des auferstandenen Herrn. Er ist durch das Leid und den Tod hindurch-gegangen zur Verklärung. Möge er uns durch das Dunkel der Gegenwart auch zu einer glücklichen Zukunft führen.

Und Du bist jetzt Rechnungsführer? Da wirst Du ja viel kaufmännische Kenntnisse haben müssen? Und die Stadt Nymwegen lernst Du auch kennen. In früheren Jahren bin ich öfter dadurch gekommen, wenn ich nach s Hertogenbosch fuhr wo ich eine sehr befreundete Fa-milie habe. Durch den Krieg haben wir uns leider nun schon Jahre hindurch nicht mehr sehen können. Hast Du schon die Pfalz gesehen? Diese kleine Ruine, die da in den Anlagen am Rheinufer steht? Im Frieden macht die Stadt einen freundlichen Eindruck mit allen den Klinkerbauten und dem geschäftigen Markt, auf dem ein lebhafter Handel mit alten Sachen stattfand.

Letzten Sonntag war in St Michael ein Gedenkstunde für die Gefallenen in einem sehr feinen Stil. Nächsten Sonntag soll die Mathäuspassion von Schütz in Bruder Konrad aufgeführt werden. Das müsstest Du auch hören können. Und dann die von Bach im Opernhaus! Ein Wettrennen um Karten wie das in jedem Jahre der Fall gewesen ist.

Zur Zeit sind Rudi Conin und Michel Reinartz und Karl Michael Fritz in Urlaub.

Nun sei herzlich gegrüsst von Deinem