Kaplan Stiesch an Josef Müller, 29. März 1944
29. März 1944
Lieber Josef!
Für Deinen Gruß aus dem RAD danke ich von Herzen! Ich hatte damals antworten wollen hörte aber durch Josef Bongartz, daß Du wohl in Urlaub kämest aus irgend einem Grunde, es scheint ja nichts daraus geworden zu sein. Leider. Na ja. Du wirst ja doch eines Tages hoffentlich gesund und munter wieder auftreten. Ich wünsche Dir für die Tage alles Gute. Wenn man so von Hause weg ist, denkt man ja meist nur an das zu Hause. Jedenfalls sagte das mir der Herr Meurer und ich kann es auch aus eigner Erfahrung bestätigen.
Nächsten Sonntag führt der Bachverein in Bruder Konrad die Mathäuspassion von Schütz auf. Ich bin mal gespannt. Es wird sicher gut besucht sein. Was ich bisher davon zu hören bekommen habe war sehr schön. Sehr feine strenge Chöre im Stile Palestrinas.
Und sehr geistreich das Spotten, Klagen usw der Passion wieder gegeben. – Der Wettlauf um die Passion von Bach ist hier in Köln wie in jedem Jahre vielleicht noch schlimmer. Ich hörte dieser Tage, in Düsseldorf habe man ganz gemütlich Karten bekommen können für die dortige Aufführung. Daraus sieht man, wie dumm die Düsseldorfer sein müssen, daß sie noch nicht gemerkt haben, was sie sich da entgehen lassen.
Hast Du Deine Geige mit? Oder schweigen die Musen inter arma? Am besten ist es man macht Zukunftspläne und nimmt sich vor, in Zukunft alles richtig zu machen, was man früher verkehrt gemacht hat.
Grüsse mir bitte auch die andern im RAD? Die mich kennen! Hans Kreuser, Karl Michael Fritz, Karl Heinz Deussen, Rudi Conin, Michel Reinartz waren bzw sind jetzt in Urlaub.
Das wären wohl die neuesten nachrichten, Ihr hört wohl auch ab und zu etwas durch Jochen Soddemann.
Herzlichen Gruß Dein