Kaplan Stiesch an Josef Meurer, April 1944 (?)

Lieber Herr Meurer!

Ihren Brief und die feinen Rosinen haben wir mit Dank erhalten. Sie hätten hören sollen, wie meine Mutter Ha Ha rief, als sie den Inhalt des Päckchens sah. Anbei ein Päckchen Zigarettenpapier, hoffentlich können Sie etwas damit anfangen. Für den Kanon, daß die Musici bestehen bleiben, auch wenn Himmel und Erde untergegangen sind, danke ich auch herzlichst. Die Kinder können ihn schon. Er ist ja licht. Jetzt sollen in ganz Deutschland 70 neue Einheitslieder gelernt werden. Zunächst sind 7 Lieder einer neuen Singmesse genommen worden die in diesem Jahre überall gelernt werden sollen. Rektor Knappman und Karl Heinz Hodes sind für unser Dekanat als Liedpfleger gestellt worden. Kleff ist Diözesanliedpfleger. Der Bischof von Mainz lässt sich in jeder Pfarre die er besucht die Lieder vorsingen. Es wird also mit Energie an die Sache gegangen. Die Kinder können sie auch schon so ziemlich. Im wesentlichen ist es die gleiche Singmesse, die im Anhang des „Kirchenliedes“ steht.

Nächsten Sonntag führt der Bachverein in Bruder Konrad die Mathäuspassion von Schütz auf. Ich bin mal gespannt. Ich glaube, daß es sehr schön werden wird.

Der Wettlauf um Karten für die Math Passion von Bach ist noch schlimmer als in vergangenen Jahren. Komisch und in Düsseldorf konnte man ganz gemütlich Karten bekommen. Da ist die Passion gar nicht so volkstümlich geworden wie hier in Köln.

Hans Kreuser, Karl Michael Fritz, Karl Heinz Deussen, Hans Bayart, Rudi Conin war in letzter Zeit in Urlaub bzw sind noch hier. Hans Kreuser ist jetzt in Frankreich. Vor ein Paar Tagen ist er wieder gefahren. Kennen Sie den Herrn Mühlfart vom Mühlfahrt vom Akazienweg, der ist auch seit einiger Zeit eingezogen trotz seiner diversen Krankheiten.

Mein Bruder war auch in Urlaub. Es waren schöne Tage und wir waren froh mal wieder beisammen zu sein. Hoffentlich wird das bald endlich wieder der Normalzustand.

Sonst läuft hier alles seinen gewohnten Gang. Ein Tag gleicht dem andern wie ein Ei dem andern. Mittwoch morgens um 7 ist Jugendgemeinschaftsmesse. Es sind immer viele Mädchen und wenig Jugens, nun liegt das in der Natur der Sache. Es sind sehr wenige Jugen überhaupt noch hier alles ist eingezogen zur Flak und so weiter. Zudem sind die Mädchen ja meist in religiösen Dingen eifriger von Natur aus. Was hat Ihnen denn gefehlt? Hoffentlich nichts Ernsthaftes! Und jetzt denken Sie sicher an den nächsten Urlaub. Auf den freuen wir uns auch. Mein Vetter Konrad Friesenhahn ist wieder auch Griechenland zurück. Er hat sich dieser Tage in Kaiserswerth verlobt. Jetzt muss er einen Offz Lehrgang mitmachen. Schon seit 1938 ist er Soldat. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Er hat auch einen Besuch bei dem Bischof von Korinth gemacht und kann sehr interessant erzählen. Auch einen griechisch orthodox Pfarrer hat er kennen gelernt. Dieser hat ihm einen silbernen Kelch geschenkt, den sein Bruder gebrauchen soll.

Ihre Frau und die Kleine sehe ich manchmal auf der Orgel.

Nun seien Sie in steter Herzlichkeit gegrüsst

   Von Ihrem