Hans Meiers an Kaplan Stiesch, 12. April 1944

Russland, den 12. April 44

Sehr geehrter Herr Kaplan.

Heute erhielt ich Ihren Brief vom 29. März, wofür ich recht herzlich danke. Da ich heute gerade Zeit habe, will ich ihn sofort beantworten. Die Ostertage liegen nun hinter uns: Für uns waren es aber keine Feiertage, denn wir lagen an beiden Tagen vorne im Einsatz. Es hat ganz anständig gekracht, daß man manchmal meinte, die Welt ginge unter, mit solch einem Artil-

leriezauber belegt uns manchmal der Russe. Gott sei Dank hat es aber mal wieder geklappt, und ausser einigen Verwundeten hatten wir sonst keine Ausfälle. Über Langeweile brauchen wir uns nicht zu beklagen, denn wir sind meistens unterwegs auf der Achse, da wir immer da eingesetzt werden, wo etwas „los“ ist.

Von Jochen Soddemann habe ich auch vor einigen Tagen einen Rund-

brief bekommen. Wenn ich heute noch dazu komme, werde ich ihm auch noch einen kurzen Brief schreiben.

Ich hoffe, daß Ihr in der Heimat ein ruhiges Osterfest verlebt habt, oder war auch während der Ostertage Fliegeralarm? Herbert Beissel ist ja nun auch eingezogen. Er schrieb mir, daß er nach Aachen zur Nachrichtentruppe käme. Von den „Alten“ wird jetzt wohl keiner mehr zu Hause sein. Karl

Heinz Hodes war doch auch zurückgestellt.

Nun muss ich schliessen.

Es grüsst Sie recht herzlich in alter Frische

   Ihr
   Hans Meiers