Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 24. April 1944

Winheim [???], den 24.4.44

Meine Lieben!

Ihr dürft nicht böse sein, daß mich erst der neue schwere Luftangriff auf das gemarterte Köln veranlasst, Euch zu schreiben. Manche Post blieb liegen und ich bin froh, daß ich meinen Eltern und Gertrud oft schreiben kann.

Zunächst weiß ich noch gar nichts über Euer Schicksal bei diesem Angriff. Will aber hoffen, daß auch dieses Mal Bickendorf wieder Glück gehabt hat. Kaum war diese Nachricht aus dem Radio gekommen, hieß es Koblenz sei auch angegriffen. So kommt man nicht mehr zur Ruhe und gestern hörte ich nachmittags um 15.00 das donnernde Bellen des Angriffs auf die Industrie südlich Wien (260 kmt von hier entfernt). So geht das Schlag auf Schlag.

Was interessiert Euch mein Leben dann noch hier? Ich müßte erst sicher sein, daß Ihr alle diese Nacht überstanden habt. Bitte schreibt mir doch ein paar Einzelheiten, vielleicht

auch die Stadtteile, die wieder besonders gelitten haben.

Seid Ihr damals nach der Rückkehr von Kaiserswerth eigentlich heil und schnell nach Hause gekommen? War nicht gerade Alarm und fuhren die Straßenbahnen überhaupt? –

Daß mein Beurteilung sich hier auswirkt muß ich jeden Tag empfinden. Es ist mit das Einzige hier, das mich stark drückt. Es soll mich aber nicht erschüttern können.

Nun war ich schon zwei Mal in einem tschechischen Gottesdienst. Die Liebe des Ostens für Musik und Gesang zeigt sich auch hier. –

Trotz aller wirren Kriegszeit beabsichtige ich nach wie vor, in …zeit   zu heiraten. Auch in diesem Monat wird sich noch kein Ende des Krieges bestimmen lassen.

Schreibt mir nun bitte und schickt den Brief für Lenchen bitte weiter.

Herzlich!

Euer Konrad