Hans Kreuser an Kaplan Stiesch, 6. Mai 1944

Kriegs-Lazarett Lyon, den 6.5.44

Lieber Herr Kpl. Stiesch!

Es freut mich, von Ihnen die erste ausführliche Nachricht über den letzten Terrorangriff auf Köln, wobei ja auch unser bis jetzt noch ziemlich verschontgebliebenes Bickendorf in Mitleidenschaft gezogen wurde. Von zu Hause habe ich bis Dato nur die grüne „Lebenszeichen“ Karte erhalten. Die Hauptsache ist, dass wenigstens keiner von uns dabei in’s Gras beißen musste. Gab es viele Tote und Verwundete in B’dorf? Das unsere Orgel noch steht freut mich außerordentlich. Nur schade ist es um die schönen bunten Fenster, die wirklich ein-

zig waren. Schon gut, dass überhaupt noch unsere Kirche steht. Hat Rochus etwas mitbekommen?

Nun etwas zu mir. Seit 3 Wochen laufe ich hier im Laz. herum und warte auf eine Verlegung nach der Heimat zur Spezialbehandlung. Wie Sie vielleicht schon von mir gehört haben, habe ich auf der Brust ein innerliches Abszeß. Was wird muß ich abwarten.

Nun, im Uebrigen geht es mir gut, hoffe dasselbe auch von Ihnen.

Ich grüße Sie und Ihre w. Frau Mutter herzlichst als Ihr

Hans Kreuser