Heinz Peter Orth an Kaplan Stiesch, 31. Mai 1944
Düsseldorf, den 31.5.44.
Sehr geehrter Herr Kaplan Stiesch!
Ihren Brief vom 27.5. habe ich dankend erhalten. Meine Angehörigen hatten sich schon direkt nach der Rückkehr aus Merten erkundigt, ob ich Sie gesprochen hätte. Sie erzählten mir dann auch gleich, daß Sie bei Ihrem K’werther Besuch auch bei uns vorbeigekommen wären. Es war ja nun schade, daß aus dem Zusammentreffen nichts geworden ist. Wer weiß, wann sich die nächste Gelegenheit bieten wird!
Mein Genesungsurlaub ist nun leider zu Ende. Heute Abend fahre ich zu meiner Ersatzeinheit zurück, die sich in Dortmund auf dem Westfalendamm befindet (1. A.E.A. I/76). Dann beginnt wieder das schöne Kasernenleben. Mit einer baldigen Abstellung brauche ich jedoch nicht zu rechnen. Viele Kameraden meines Regiments werden teilweise schon seit langer Zeit beim Ersatz zurückgehalten. Es ist wohl mit einer Neuauf-
stellung unserer Division zu rechnen.
Für Ihre Wünsche für gute Heimkehr und glücklichere Beschäftigung danke ich recht herzlich. Ich bin leider im Laufe der Zeit recht pessimistisch geworden. Wie soll auch eine glückliche Beschäftigung in einem zerstörten Deutschland aussehen! Große Hoffnungen für die Nachkriegßeit habe ich nicht. Aber vielleicht kommt es doch noch besser, als wir denken.
Ihnen und Ihren Angehörigen wünsche ich weiterhin alles Gute und verbleibe mit herzlichen Grüßen
Ihr Heinz Peter Orth