Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 10. Juni 1944

Brünn, am 10.6.44

Meine Lieben!

Von einer Fahrt nach Wien aus Brünn einen lieben Gruß.

Die begonnene Invasion hat alle Menschen der Erde irgendwie befreit. Wie wir die andere Seite erwarten nun ein baldiges Kriegsende. Die Meinung der Kriegsschule ist kein leichtfertiger Optimismus. Die erste Runde ist zwar genommen, weil uns die Überraschung erspart geblieben ist.

Dennoch zeigt die Erfahrung, dass die Angloamerikaner nur angreifen, wenn sie sich ihrer Erfolge hundertprozentig sicher sind, also demnach viel an Menschen und Material zur Verfügung haben.

Für uns kommt es darauf an, möglichst viel zu vernichten und dazu die Grenze zu finden, die wir ihnen als Brückenköpfe be-

lassen müssen. Ein zuviel bedeutet für uns, dass wir sie nicht mehr herausschmeißen können. Dahinter steht nach wie vor drohend Russland. Es wird mit seiner Offensive beginnen, wenn das Scheitern der Invasion sichtbar wird oder aber, wenn der Durchbruch beginnt und der Wettlauf nach Mitteleuropa bevorsteht.

Herzlich

Euer Konrad