Hubert Niederwipper an Kaplan Stiesch, 14. Juni 1944

Neumünster, den 14./Vi.44.

Lieber Herr Kaplan!

Sie werden wohl staunen von mir so plötzlich Post zu bekommen. Doch ich will Ihnen offen und ehrlich sagen, warum ich Ihnen schreibe. Ich möchte nicht die Verbindung mit der „jungen Kirche“ verlieren, oder, soweit ich sie schon verloren habe die Verbindung wieder herstellen. Also! Wenn wieder so ein Rundbrief losgeht, oder sonst irgend etwas los ist, denken Sie bitte auch an mich. Mich interessiert brennend, wie die Arbeit in der Jugend weitergeht. Ich werde mich auch ab und zu in aufkommenden Zweifeln oder irgendwelchen Sachen aus Religion und Kirche, die mir diskussionsreif erscheinen, an Sie wenden. Doch dieser Brief sei der Anfang einer Briefreihe. Nun noch eins Herr Kpl. Vergessen Sie bitte, wie unhöflich und unverschämt ich mich manchmal gegen Sie benommen habe. Nun zum Schluß einen Gruß an alle, die mich noch kennen.

       Hubert