Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 20. Juni 1944
O. U., den 20.6.44.
Rudolf!
Dir wieder einen frohen Gruss und Dank für Deinen Brief. Ich war froh als ich ihn in Händen hatte, denn die Anschriften von den Kameraden waren mir wichtig. Mein Briefwechsel mit ihnen scheint fast vollkommen abgerissen zu sein und vielleicht hat Dir das auch schon mancher geschrieben? Aber im Moment will es mit der Post auch gar nicht hinhauen. Ich komme kaum zum Schreiben, denn hier oben ist allerlei los. Am Donnerstag halten wir in der Einheit eine Trauerfeier für unseren Batteriechef und 2 Kerle, die vorige Woche gefallen sind. Wir können ja nicht zur Beisetzung. Bis Donnerstag gibt es noch allerlei zu proben an Lesungen, Chor etc. Es wird gewiss eine feine Sache und vielleicht kommt sogar der Divisions-Pfarrer.
Dein Brief brachte ja sonst sehr unerfreuliche Nachrichten. Besonders der Tod von Kapl. Klein hat mich sehr überrascht. Allerlei Opfer muss unsere Gemeinschaft bringen, denn auch er war den Älteren wie auch noch den Jüngeren ein wertvoller Führer. Trotz aller Schwierigkeiten, die man ihm bereitete, war er zu jederzeit für uns da und manche wertvolle Anregung für unsere Arbeit ist uns von ihm gegeben worden.
Doch jetzt in der ewigen Heimat wird er gewiss ständig für uns da sein und im Kreis all der Gefallenen unserer Schar stehen.
Was machen sonst die Arbeiten in der Pfarre noch. Sie werden wohl von Tag zu Tag immer schwerer werden, denn die Zeit reisst die Kerle immer früher und mehr auseinander. Wie können wir da den Kerlen nur helfen? Nötig haben sie alle es! Wie ich in einer Zeitung las, sollen ja nun alle Schüler aus Köln fort und was dann werden wird ist nicht auszudenken. Da sind wir schwer aufgeschmissen, denn diese Kerle sind für uns gewiss verloren. Und ob eine briefliche Verbindung bei den Kerlen etwas erreicht? Ich glaube wohl kaum, denn das persönliche kann mit einem Brief kaum gegeben werden.
Unsere einzigste Hoffnung bleibt ein baldiger Sieg. Dann können wir bezw. müssen wir ganz gewaltig arbeiten, denn die Lücken, die der Krieg gerissen hat, lassen sich so leicht nicht schliessen.
Für heute Heil Dir
Rudi