H. Beissel an Kaplan Stiesch, 1. Juli 1944
Aachen, den 1. Juli 44
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Erhielt gestern Ihre lb. Zeilen vom 28.6., wofür ich hiermit recht herzl. Danke. Der Totenzettel hat mir gut gefallen, aus ihm ersah ich, dass Albert Seiner ein Opfer des April-Angriffes auf Aachen geworden ist. Über den Abberufenen wusste ich nichts. Sie haben schon richtig getan die Bücher sicherer untergebracht zu haben. Als ich von Ihnen Abschied nahm, kam mir nämlich der Gedanke; schade, wenn die wertvollen Bücher durch den Tommy vernichtet würden. Zu Hause habe ich auch die wertvollsten Bücher seit 1943 staubfrei u. trocken im Keller untergebracht. Letzten Sonntag war morgens hier wieder einmal ein Rummel u. zwar hatten wir von 9-1/410 Uhr Waffen-Reinigen (außerplanmäßig) u. W. Appell, 10 Uhr Ap. i. Ausgehanzug u. von 10.30-11 Uhr Exerzieren
bezw. marschieren im Ausgehanzug u. singen. Nach dem vorzüglichen Mittagessen lag ich 5 Std. in der Sonne. Es war aber auch ein herrl. Wetter u. ein Sonnenbad nebst der wunderbaren Ruhe bekamen mir gut. Der Dienst ging im Tempo, die letzte Woche, weiter. Heute haben wir nur noch 6 Ausbildungswochen vor uns. Gott gebe, dass ich alles gut überstehe. Ich bin eben mal nicht so wie die „Herrn“ Unteroffiziere es wünschen, auch der beste Wille ist bei mir erfolglos. Sonst ist von hier nichts Wichtiges zu melden, da alles seinen Lauf nimmt. Hoffe, dass dort alles gut geht u. Sie unter den Fliegern nicht zu viel zu leiden haben.
Wünsche Ihnen weiter alles Gute u. verbleibe
Ihr H. Beissel