Hans Bayart an Kaplan Stiesch, 4. Juli 1944
Sennelager, den 4.7.44
Sehr geehrter Herr Kapl. Stiesch!
Soeben erhielt ich Ihre Karte vom 28.6. mit den Namenstagsgrüßen die noch an meine alte Adresse in Holland gegangen ist.
Sie müssen schon entschuldigen, dass ich nicht eher geschrieben habe, aber ich war immer in der guten Hoffnung Herr Pfarrer Vonessen hätte Ihnen von meiner Versetzung mitgeteilt.
Seit einem guten Monat bin ich von Münster, wo ich 5 Tage war zur Kommandantur Senne b. Paderborn versetzt worden. Eigentlich bin ich sehr froh darum, denn in Nymwegen wird jetzt auch nicht’s mehr los sein und auf jeden Fall habe ich es hier viel besser.
Ich bin jetzt auf der Zahlmeisterei nach dem ich vorher schon in 2 anderen Abteilungen war.
Zweimal in der Woche hole ich mit einem L.K.W. Verpflegung und verteile die Sache wieder an die der Keltr. unterstellten Einheiten. Die anderen Tage habe ich angenehme Beschäftigung und komme gut mit meinen Vorgesetzten aus.
Ich liege mit 4 Mann auf einer sehr schönen Stube mit Telefonanschluß. Schöne Gardinen und Vorhänge an den Fenstern machen die Stube wohnlich und gemütlich. Jeder hat ein eisernes Bett. Eine schöne Frisiertoilette mit Spiegel u. Waschtisch sind auch vorhanden. Besonders gut ist die Verpflegung. Allein 6 Kantinen, 1 Kameradschaftsheim, 1 Truppenkino und Frontbühne geben genug Unterhaltung und Freude.
Mit Fliegeralarm haben wir wenig zu tun. Ich fühle mich sehr wohl hier und habe es im Augenblick hier besser wie zu Hause.
Von hier kann man mit der Straßenbahn nach Paderborn, Detmold oder Bad Lippspringe fahren und kann sich dort noch gut amüsieren.
Nur schade, dass es die meiste Zeit regnet. Zweimal in der Woche habe ich Schr.o.D.
Mit Rudi Conin stehe ich auch wieder in Briefwechsel. Von Werner erhielt ich einen Brief der mir gut gefallen hat. Ich habe ihn an meinen Vetter Karl Josef Lindlar weitergeschickt der auch eine neue Adresse hat.
Hier herrscht eine gute Kameradschaft und jeder hilft dem anderen. Sogar ist noch ein Verwandte von mir hier bei den Kraftfahrern.
Wie ich durch meinen Vater erfuhr, der mich auf meinen Namenstag besucht hat, soll unser Kamerad Edmund Zingsheim auf Urlaub sein. Ich
warte jeden Tag auf Post von ihm. Leider ist es mir nicht möglich nach Hause zu kommen da Urlaubssperre besteht. Was macht die Arbeit in der Pfarre noch? Ist noch mal einer eingezogen worden oder hat sich was Neues ereignet? Was macht der Kirchenchor? Wie gerne möchte ich noch mal mitsingen können.
Für heute will ich schließen da es schon spät ist. Grüßen Sie alle Kameraden und besonders Herrn Pfarrer.
Ihnen wünsche ich alles Gute und hoffe bald was zu hören.
HeilIhr
Hans Bayart