Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 11. Juli 1944

11.7.44

Meine Lieben!

Ich habe Euch gegenüber manches versäumt in den letzten Wochen.

Ich denke an die Nichtbeantwortung mehrerer schriftlicher Grüße von Euch, darunter auch das Päckchen mit dem Roman und dem ... Okt. Bis heute, und auch die nächsten beiden Wochen noch habe ich allerhand auszustehen. Durch einen Zwischenfall (Marschieren) bin ich stark zurückgeworfen worden, dazu Abmarsch dadurch eine Aufdeckung meine „wahre Gesinnung“ soweit sie u.g. Gedankengut angeht

Um mich purzelt es bedenklich, ich muß auf alles gefaßt sein. Mein erster Sprung zum Feld-webel, an dem ich mit einem geringen Prozentsatz aber zum 1.6. beteiligt sein sollte, ist auch daran gescheitert. Einzelheiten werdet Ihr ja durch meine Mama erfahren haben.

Entschuldigt daher mein Schweigen, am besten gefiel mir der Totenzettel der Familie Steirer. Die Haltung, die sich in diesen Zeilen verkörpert, will ich auch jetzt durchhalten, da eine Welt um mich zusammenbrechen will.

Vielleicht merkt Ihr meiner Schrift an, daß sie noch zerfahrenere Züge zeigt als sonst und könnt daraus meine Spannung ableiten.

Herzlich und zuversichtlich!

Euer Konrad