Karl-Josef Lindlar an Kaplan Stiesch, 18. Juli 1944

O.U. 18.VII.44

Sehr geehrter Herr Kaplan!  

Für Ihren Brief vom 30. VI. danke ich herzlich. Daß ich die Anschrift verwechselt habe, muß ich wohl dem Umstand anrechnen daß ich zuviel an den Urlaub dachte. Wie ich gehört habe, sollen wir Mitte August Urlaub bekommen. Aber im lauf der Zeit hat man uns soviel schon gesagt, daß man es gar nicht mehr glauben kann. Jedenfalls hoffe ich das Beste. Für das Heftchen das Sie mir schickten danke ich sehr, und werde es an Rudi Conin weiter

schicken. Es hat mir gut gefallen. Mit der Sommerfrische ist es nicht weit her. Im Anfang war es Abenteuer, jetzt hängt uns die See zum Halse raus. Das Schwimmen in der See ist verboten aber man kann ja zufällig mal reinfallen. In 3 Wochen habe ich jetzt schon 18 mal Wache gestanden. Das ist meine Hauptbeschäftigung. Es grüßt Sie herzlich aus der Sahara der Nordsee

Ihr Karl-Josef

Können Sie mir nicht bitte mal schreiben was mit Franz-Karl los ist. Er hat mir noch nicht geschrieben.