Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 19. Juli 1944

O. U. den 19. Juli 1944

Lieber Herr Kaplan!

Erst heute komme ich dazu nach langer Zeit wieder zu schreiben. Leider war es mir unmöglich früher zu schreiben, da wir täglich mit großen Schwierigkeiten im kroatischen Raum zu tun haben. Ich habe noch immer Glück gehabt und bin noch auf der Vermittlung. Mit den Banden haben wir wehniger zu tun noch, als Ersatz kommt der Amerikaner täglich so ja im Tiefflug. Ich hatte auch das große soldatische Glück als letzter der Einheit noch Pfingsten auf Urlaub zu kommen. Trotz des schlechten Regenwetter habe ich mit meiner Braut herrliche Tage im Elternhaus erleben können. Gern wäre ich nach Bickendorf gekommen, aber ein kleiner Zwischenfall im Elternhaus konnte ich an den vestgesetzten Tag nicht fahren und dann hatte ich kein Urlaubsschein mehr nach Köln. Bestimmt werde ich das nächste mal nicht noch mal versäumen zu kommen. Es wird nun auch Zeit dass ich Ihnen meine Gertrud vorstelle. Vieles neues hätte ich Ihnen, lieber Herrn Kaplan, mitzuteilen, nicht schriftlich sondern mündlich.

Auch einen herrlichen Schicksalsweg hat mir der Herrgott auferlegt den ich gehen musste, einen Menschen von unserem Wahrenglauben zu überzeugen. Nach einem halben Jahr im letzten Urlaub stellte ich freudig fest wie dieser Mensch erfüllt vom kath. Glauben war und ich als traditions Katholik

muß mich dagegen bald schämen. Bei meinem nächsten Aufenthalt in der Heimat werde ich Ihnen das große das mir kein Mensch mehr rauben kann auf dieser Erde mitteilen.

Ihren Brief vom 14. Juni habe ich dankend erhalten. In der Oper bin ich schon seit meiner Versetzung von Berlin nicht mehr gewesen. Wie sehne ich mich häufig nach einer Oper oder Konzert. In den Urlaubstagen war jeder Tag zu kostbar, denn ich musste mich dem Glauben wittmen. – Ich habe auch vor mich im nächsten Urlaub zu melden und wenn alles gut geht im nächsten Jahr im Rosenmonat zu heiraten. Und meine Hochzeit soll dann steigen im schönen, alten Kaiserswerth. Ihnen wird es dann auch wohl ermöchlichen, meinen großen Wunsch meiner Gertrud und mir den Brautsegen zu geben. – Dieses sind von mir und meiner Gertrud noch wunsch Träume, ich glaube auch diese werden in Erfüllung gehen. – Wie Sie sehen, lieber Herrn Kaplan, lasse ich mich nicht von dem vielen Elend des Weltgeschehens aufhalten und gehe immer mit frischem Mut und klaren Augen der Zukunft entgegen.

Für heute soll es genug sein in Eile grüß Sie herzlich

Ihr Theodor Buiting