Hubert Niederwipper an Kaplan Stiesch, 25. Juli 1944
Ellrich, den 25/VII.44
Lieber Herr Kaplan!
Über Ihren Brief vom 28/VI., den ich am 16./ds.M. bekam, habe ich mich ehrlich gefreut. Ich nehme regen Anteil an den Themen der Abende dieser Obergruppe und bereue es immer wieder mich in diesen Sachen nicht auch mehr geschult zu haben. Vor kurzem fiel mir Nietzsches Antichrist durch Zufall in die Hände. Es hat mich Überwindung gekostet dieses Buch zu lesen. Ein ehrlicher Gegner war er schon. Aber gerade diese Offenheit in der Sprache zu lesen treibt einen
die Röte ins Gesicht. Gerne würde ich von den Abenden etwas mehr hören, also von den Themen selber, aber das lässt sich wohl nicht machen. Hier im Harz gibt einem der Ausgang allerhand zu erleben. Eine wunderbare Gegend, ähnlich wie im Sauerland! Tropfsteinhöhlen und alte Bauten. U.a. auch eine Klosterruine (Zisterzienser) ähnlich, wie Altenberger Dom, habe ich besichtigen können. So ist nichts, was einem nicht irgendwie Vorteile, oder Freuden bereiten wird, sei es auch noch so stur. Mit den besten Grüßen an Alle schließe ich nun.
Hubert