Werner Stoffel (?): Aus einem Brief an Peter Haas, 30. Juli 1944

Am 30.7.44

Zu meinen Briefen junge Menschen, über das Jungenleben. Dass das Jungenleben wie wir es vor dem Krieg und 33 gekannt haben, nicht mehr kommt ist mir klar. Damit ist nicht gesagt, dass auf Fahrt und Spiel als unser Erziehungsmittel verzichtet wird. Die fahrt ist uns Ausdruck der Sehnsucht nach Gott. Das ist uns auch das Wesentliche, die Gewinnung der se[e]lischen Kraft, die uns die grosse gestellte Aufgabe meistern lässt. Für die Fahrt die notwendig ist das[s] unser Körper nicht schlapp macht, lässt sich erst aus den spätern Umständen eine Lösung finden. Darüber braucht man sich jetzt keine Gedanken zu machen. Was Du meinst mit verweichlicht herumlaufen, Sonntags bei der Hand fassen und spazieren gehen im Ausflugsort Kaffee und Kuchen essen, das lehne ich auf das Entschiedenste ab. Im Gegenteil eine Fahrt ohne Härte und Spiel, ist keine Fahrt. Jungen müssen die Gedanken von Jungen haben. Die sind nicht nur bei etwas Freizeit bei Predigt Gebet und Vorlesung, sie haben auch andere Gedanken. Die einen zur Verzweiflung bringen können, wenn er sich nicht selbst Wert bleiben will, oder ihm Freude bereiten. Also Fahrt und Spiel bleibt, welche Form ist jetzt noch unbedeutend.

Meine Briefstelle „Sollen wir aus dem frohen Gedenken an die alte Zeit (Fahrt Lager) die Kraft und Freude zur Arbeit schöpfen“. Dir ist ja auch klar das die Zeit nicht zurück gedeht werden kann. Mit dem obigen Satz meine ich, das wir unsern Jungen die in der Schule und einige Jahre älter sind, nicht von der „guten

alten Zeit“ sprechen sollen. Was wir uns alles erlauben durften, wie es Damals war. Diese Zeit ist vergangen.

Ihre Fehler haben wir erkannt. Aus dem Guten schöpfen wir für die Zukunft. Es ist falsch im Jungen ein Bild zu wecken, von einem Erleben das wir hatten, wozu für ihn aber auch alle Voraussetzungen (äusserliche) fehlen. Unser Erleben sammeln wir als kostbares Gut um es, nach den Umständen an unsere Jungen weiter zu geben. Ihm Wunschbilder wecken die nicht erfüllt werden ist falsch. Es ist ein Teil unserer Aufgabe, eine Gemeinschaft zu bilden die in ihrem leben nicht in die Fehler der Vergangenheit zurückfällt, der wir aber die Fehler der Vergangenheit zu ihrer Zeit zeigen. Sie muss ihr Leben aus ihrer Zeit und Aufgabe neu gestalten. Diese Aufgabe ist ohne Beispiel und die Lösung ohne Vorbild. Es gibt nur eine Lehre der Vergangenheit, und dieser haben wir noch viel zu lernen.

Peter, ich gehe von der Voraussetzung aus, das[s] Spiel und Sport und alles was du angibst, was eine Gemeinschaft formen soll, nach dem Krieg für uns vorbei ist. Aus welchen Gründen kannst Du Dir denken. Für uns ist es notwendig auch ohne dem auszukommen und diese Voraussetzungen nicht in unsere Arbeit aufzunehmen. Dafür nenne ich: Bruder, Schwester in Christus, Familie, Pfarrfamilie, Liebe; Kamerad, Fahrt, Spiel, soweit die Möglichkeit. Du musst nicht den Weg zum Erfolg über Fahrt Spiel und anderes was Du angibst sehen, sondern diese Mittel als die der letzten Kleinarbeit zum Ziel. Nicht mit diese[n] äussern Mitteln zu Gemeinschaft Christi dringen, das ist ein Vergangenheitsfehler. Soweit wir fest in Christus stehen dringen wir in diese Mittel ein, um einen neuen festen Platz zu schaffen. Dieser Erfolg ist dann von Dauer.

Über das Material zum Neubeginn kann ich Dir jetzt noch nicht schreiben. Es erfordert sehr viel Überlegung und noch einige Zeit. Das Vorstehende bringt schon Arbeit genug. Mit einem spätern Brief komme ich noch mal zum Thema zurück.