Josef Müller an Kaplan Stiesch, 20. August 1944

O.U., den 20.8.1944

Sehr geehrter Herr Kaplan.

Nachdem ich nun schon bald drei Wochen als Flakkanonier dem Vaterland diene, möchte ich Ihnen einen frohen Gruss übersenden. Es war wirklich schade, daß wir, Hubert Taxacher und ich, uns nicht persönlich von Ihnen verabschieden konnten. Wir haben aber am letzten Sonntag, wie Sie vielleicht erfahren haben, die hl. Messe gedient. Das bedeutete für uns ein Fest und eine Feier. Hoffentlich kommen wir recht bald dazu, dieses noch mal zu wiederholen. All zu lange werden wir wohl nicht mehr hier in Wien bleiben, allerdings etwas Bestimmtes

ist uns noch nicht bekannt. –

Der Dienst in der Kaserne ist sehr stramm, von morgens 5.00 bis abends um 19-20.00 Uhr geht es in einem Fort, fast ohne Pause. Deshalb komme ich auch erst heute dazu, Ihnen zu schreiben. Das Essen ist im Verhältnis zu dem anstrengenden Dienst nicht besonders gut. Aber meine Eltern sorgen schon etwas für Nachschub. –

Gleich ist Zapfenstreich und darum will ich meine Zeilen beschliessen. Mit frohem Gruss verbleibe ich für heute

     Ihr
   Josef