Karl Heinz Hodes an Kaplan Stiesch, 25. August 1944
St. Vith, am 25. August 1944
Lieber Rudi!
Mit viel Freude erhielt ich gerade Deinen lieben Brief. Ich freute mich über den Commentar zu meinem Motiv: „Hinunter ist der Sonnenschein“ – ich glaube – Du bist der rechte Dekanatsliedpfleger?
Die Nachricht über den Tod von Dieter Sauret erschüttert auch mich. Ich habe ihn in seinen Leistungen anerkannt, seine musikalische (auch menschliche Richtung) verstand ich nicht. In meinen Beurteilungen über die Kirchenmusiker mag ich wohl manchmal (oder auch immer) hart sein. Wir dürfen in unseren kirchenmusikalischen Forderungen
und Idealen nie nachgeben. Die musica sacra gilt als höchste musikalische Kunst. Dieses Erbe müssen wir sehr kostbar tragen. Man kann nie genug können, um Gottes Größe zu verherrlichen. Je mehr ich kann – desto klarer ist mir auch, gerade dann als „Kirchenmusiker“ zu wirken und für diese Sache zu streiten. Zum Kirchenmusiker gehört allerdings nicht nur die „musikalische“ sondern vor allem Dingen, die religiöse und charakterliche Qualität. Diese drei Dinge müssen sich vereinen. Er muß den rechten Geist tragen und um die hohe Bedeutung des Gregorianischen Chorals, des Kirchenliedes u. der Orgelmusik wissen.
„Orgelspieler“ allein ist kein Kirchenmusiker. Darum ist Prof. Bachem auch nur Orgelspieler…. Als „Orgelspieler“ habe ich D. Sauret geachtet. Ich beneide Dieter S. um die Gnade, die ihm Gott schenkte, wie Christus im Sterben, sein Leben für andre zu vollenden. Mögen wir das Unsrige dazutun in dem gläubigen Wissen, dass nur durch das Opfer der Besten die Welt heimgeholt werden kann aus ihrer Verlorenheit. – Ich lag bis heute Mittag zu Bett – ich war schon wund gelegen – aber das spielte nur die Nebenrolle. Froh war ich, in dieser Zeit Geist und Sinne erfrischen zu können. Mein Fieber ist bis auf (gerade 37,6) herunter. Allerdings fühle ich mich noch
sehr schwach. Eine halbe Stunde hatte ich eben Gelegenheit Orgel zu spielen - Orgelspielen! – wie im Paradies kam ich mir vor, als Orgelklänge das Lob Gottes kündeten. Ergriffen halt wurde ich, als ich „Lobe den Herren, den mächtigen König…“ spielte und dabei an den Schlusssatz der letzten Strophe dachte: „Lobt ihn in Ewigkeit, Amen!“ (neander) Möge uns dieses Motiv nie verlassen und immer wieder in Herz und Ohr klingen, und uns nie müde machen bis der Tod der Beginn des ewigen Lobliedes ist.
(Noten) Gib den Segen Herr!Herzlichst grüßt Dich in Treue
Karl Heinz