Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 6. Februar 1945
Am 6. Februar 1945.
Lieber Rudolf!
10 Tage neuen Dienstes sind bereits in Land gegangen; 10 Tage, die zu gleicher Zeit die Flut des Leidens, das unser Volk zu tragen hat, höher und höher steigen ließen. Unge-heuer wird jene Gefahr aus dem Osten, der Bolschewismus. Gott gebe, dass wir ihr innerlich und äußerlich gewachsen seien!
Viele neue Eindrücke konnte ich in den letzten Tagen sammeln, der neue Dienstgrad hatte unseren Eintritt in das Offz.korps des Regimentes zu Folge. Auch über Arbeitslosigkeit kann ich mich nicht beklagen. Ohne jede Einarbeitung musste ich die Vertretung eines Leut-nants übernehmen, einstweilen einmal für 10 Tage. Doch der Dienst lässt auch
genügend freie Zeit, sodaß ich meine Arbeit für die Kameraden nach der längeren Unterbrechung wie-der fortsetzen will. Ich bitte Dich deshalb, mir möglichst bald alle Dir bekannten Anschriften noch einmal abzuschreiben. Selbst die letzten Tage und Wochen werden wieder vieles geändert haben.
Mit beiliegendem Schrieb möchte ich Dir eine kleine Freude machen. Bald ein wenig mehr.
Hab meinen herzlichen Gruß und alles Gute wünscht Dir
Dein Jochen