Alfons Geurtz an Kaplan Stiesch, 28. Januar 1945
Dortmund, den 28.1.45
Sehr geehrter Herr Kaplan Stiesch!
Ich bin hier in Dortmund in einem Nachrichtenlehrgang gelandet, und werde bei der Artillerie 16 Wochen als Funker ausgebildet. 2 Wochen sind mittlerweile verstrichen. Der Dienst geht von morgens 5 Uhr bis abends 17.30 Uhr, und um 22 Uhr ist Zapfenstreich. Da ich viel zu tun habe, denn man wird bis abends 19-20 Uhr doch fast nur in Bewegung gehalten, merke ich kaum, dass schon wieder ein Tag nach dem anderen vorbeieilt. Das ist gut so. Die Kameraden auf der Bude sind 7 17-jähr. Und 1 34-jähr. Ich komme soweit ganz gut aus, wenn auch unsere Ansichten sehr weit auseinander gehen. Als Stubenältesten haben wir einen Ausbilder im „Range“ eines Stabsgefreiten. Aber diese Hilfsausbilder sind schlimmer, als die
Anderen. Aber mich können sie nicht erschüttern. Ausgang haben wir noch keinen gehabt, wird auch schlecht damit bestellt sein, da meistens in der letzten Zeit Ausgangssperren verhängt werden. Vielleicht gelingt es mir am nächsten Sonntag, sodaß ich mal wieder für mich allein bin.
Sonst ist es hier in Dortmund verhältnismäßig ruhig. Ab und zu kommen zwar auch Flieger herüber gezogen, lassen uns aber in Ruhe.
Für heute verbleibe ich mit frohem Gruß an Sie, Ihre Eltern und insbesondere an die noch anwesenden Jungen der Pfarre
Alfons Geurtz