Heinz Peter Orth an Kaplan Stiesch, 22. November 1944

O-U, den 22.11.44

Sehr geehrter Herr Kaplan Stiesch!

Für Ihren Brief vom 22.10. danke ich Ihnen recht herzlich, vor allen Dingen auch für das schöne Heimatbild. Wie gerne ginge ich gerade jetzt wieder einmal dort spazieren, obwohl jetzt fast ununterbrochen Fliegeralarm ist. Der Angriff gegen Düsseldorf am 2.11. war besonders gegen den Nordteil der Stadt gerichtet. K’werth hat mal wieder Glück gehabt. Bis auf die Rheinfähre, die ziemlich mitgenommen wurde und das dahinterstehende Holzlandhaus, das abgebrannt ist, sind nur Fensterscheiben zerbrochen. Herr Metzing und Herr Appelt haben bei diesem Angriff in D’dorf den Tod gefunden. Hoffentlich bleibt K’werth weiterhin verschont.

Sie schrieben mir von Bücherlesen und Studieren. Leider sind für mich die Aussichten so furchtbar schlecht. Und etwas Vernünftiges zu Lesen gibt’s hier auch kaum. Da bin ich schon froh, wenn man mir ab und zu etwas schickt, wie Sie es auch dankenswerterweise gemacht haben, und sich erinnert, daß es auch etwas anderes gibt als nur Krieg und das niederdrückende Einerlei des militärischen Alltags.

Herzlichen Gruß Ihr

   Heinz Peter Orth