Gisbert Kranz an seine Mutter Berta, 18. Februar 1941

Bonn, den 18.II.1941.

Liebe Mutter!

Der Kuchen war eine Sensation. Wir hatten uns Sonntag nachmittag mit sechs Mann darüberhergemacht, doch bleiben zwei Drittel übrig. So blieb mir nichts anderes übrig, als meine Konsemester einzuladen, sich von dem Kuchen zu holen. Er wurde allgemein gelobt.

Deinen langen Brief habe ich erhalten und danke ich Dir dafür. Was ich von der „glücklichen“ Zukunft schrieb, ließ nicht auf mangelndes Gottvertrauen schließen. Im Gegenteil. Außerdem meine ich nicht die nächste Zukunft, sondern meine spätere als Priester, die leidvoll werden wird. Das sind doch Realitäten, die man sehen muß. Christus sprach auch oft von seinem zukünftigen Leiden (die Jünger aber verstanden ihn nicht) – und doch hatte er Gottvertrauen, nicht darauf, daß ihm das Leiden erspart bleibe, sondern darauf, daß er das Leiden ertrage. Darum bat ich Dich, zu beten, daß ich in der Gnade bleibe. Hoffentlich gibt Dir das noch mehr zu denken. –

Ihr macht aber Sachen! Fritz bricht durchs Eis, Günter ist krank und fällt die Treppe herunter (natürlich!), Du wirst operiert... Na, ich wünsche Euch zu allem Hals und Beinbruch. – Daß Vater nach Heisterbach kommen will, ist ja schön. Wie die Verpflegung dort ist – woher soll ich das erkunden? Ich kenne niemanden, der dort war und den ich fragen könnte.

Die Reinschrift meiner Arbeit geht dem Ende zu. Dieser Tage bin ich mit allem fertig.

Es grüßt Euch herzlich

Euer Gisbert.

Ich bitte Karlheinz das Barockalbum von Reemtsma zu besorgen.