Gisbert Kranz an seine Familie, 1. Juni 1942

Danzig, den 1.VI.42.

Meine Lieben!

Der Truppenarzt hat mich G.v.H. dienstfähig geschrieben, sodaß ich Aussicht habe, bald zu einer andern Kompanie versetzt zu werden und dort Ausbilder zu sein. Ich werde jetzt auch das Verwundeten-Abzeichen bekommen.

Auf meiner alten Stube waren die Betten schon alle belegt, sodaß ich umziehen mußte. Auf der neuen Bude lernte ich einen kath. Abiturienten, 19 Jahre, Kriegsfreiwillig, kennen, mit dem ich heute Abend in den „Fliegenden Holländer“ im Staatstheater gehen will.

Auch in Danzig ist es mittlerweile Frühling geworden, sodaß ich hier noch schöne Tage verbringen kann. – Das Kuchenpaket Mutters habe ich erhalten, und ich danke

recht herzlich dafür. Von meiner Herfahrt habe ich Euch schon geschrieben. Anbei Briefmarken, die Karlheinz gehören. (Er hatte sie auf dem Block kleben, den ich von ihm genommen hatte.) Schickt mir bitte die Fotos, sobald sie fertig sind, ferner die „Feldpost der Heimat“ von Juni. Meinen Rasierpinsel habe ich vergessen, und bitte ich Mutter, ihn mir in einem kleinen Päckchen nachzuschicken. Die 45 Mark habe ich übrigens auch erhalten, und da heute auch noch Löhnung war, bin ich jetzt ein reicher Mann. –

Laßt mich noch noch einmal herzlich danken für die schönen Urlaubstage, die Ihr mir bereitet habt, liebe Eltern. Hoffentlich kann ich Euch bald wiedersehn.

Mit frohen Grüßen

Euer Gisbert