Danzig, den 22.VII.43.

Meine Lieben!

Mein Aufenthalt in Pr. Holland ist zu Ende. Montag hatten wir noch auf einem Kameradschaftsabend Leiden u. Freuden der Fahrschule besungen und begossen, und Dienstag stieg die theoretische Prüfung. Das Praktikum war Montags schon. Ich habe beide Prüfungen bestanden und besitze jetzt den Führerschein der Klasse III (Personenkraftwagen u. Lastkraftwagen) u. II (Lastwagen über 3,5 t, Fernlastzüge). Ich freue mich, dieses in so kurzer Zeit geschafft zu haben, ohne irgendwelche technische, physikalische und chemische Vorkenntnisse zu besitzen.

Für die Fahrt von Pr. Holland nach hier brauchten wir einen vollen Tag und eine Nacht (Viehwagen): ein Meisterstück an Organisation. Die 80 km hätten wir in der gleichen Zeit zu Fuß zurücklegen können. Hier hat sich inzwischen verschiedenes geändert. Die Mannschaften unserer Feldtruppenteile tragen jetzt den Namen Füsiliere. Unser Lehrgang selbst ist mit einem andern ROB-Lehrgang zu einer Offizier-Nachwuchskompanie zusammengefaßt worden und in die Gudrun-Schule umgezogen. In diesem hochmodernen Bau (Pilsudskistil) wohnt es sich fast wie in einem Hotel, jedenfalls bedeutend besser als in der Leibhusarenkaserne: Fabelhafte Waschräume, Stuben, Kantine usw.

Ein langes Gesicht machten wir aber, als wir erfuhren, daß es mit Urlaub nicht würde. Ich muß also Eure Hoffnungen diesbezüglich enttäu-

schen. Außerdem eröffnete mir Leutnant Erdmann, daß ich doch noch nicht zur Kriegsschule komme, sondern erst noch einmal zur Feldtruppe abgestellt werde, da meine Feldbewährung schon zu weit zurückliegt. Warum nun plötzlich dieser Umschwung, ist mir unerklärlich. Vielleicht liegt es daran, daß wir einen neuen Regimentskommandeur bekommen haben, der offenbar strengere Maßstäbe anlegt.

Ich werde also günstigstenfalls erst im Dezember zur Kriegsschule kommen. Unser Regiment liegt immer noch in Südfrankreich.

Demnächst mehr. Ich muß noch Schlaf nachholen. Meine neue Anschrift:

Gefr. GK. Offz. Nachwuchs-Komp.
beim Kdr. d. Panzertruppen XX. A.K.
Danzig-Langfuhr
Gudrunschule

Herzliche Grüße

Euer Gisbert