Gisbert Kranz an seine Eltern, 18. Februar 1944

18.II.44.

Liebe Eltern!

Herzlichen Dank für Eure Briefe vom 12. u. 13. sowie für die Zeitungen. Schickt mir die Kölnische Zeitung bitte weiter, ich lese sie mit großen Interesse ihres ausgezeichneten Feuilletons und ihrer beachtenswerten Aufsätze über Frankreich wegen. –

Heute morgen war ich wie jeden Freitag in Blankenberge baden. Anschließend pflege ich einen Bäcker aufzusuchen, der die besten Pasteten und Törtchen von ganz Flandern bäckt. Einige esse ich immer gleich an der Theke, und dann lasse ich mir noch welche einpacken. Friedensqualität und ohne Marken! Das nenne ich mit Leberecht Hühnchen „schlampampen“. Dazu erhielt ich von Tante Alox wieder

Zigaretten, Africaine Schwarzer Tabak. Diese Sargnägel rauchten wir vor fünf Jahren schon im Arbeitsdienst.

Mir läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen in Erwartung all der köstlichen Dinge, die Mutter für die Weihnachts-, Geburtstags- und Namenstags-„Nachfeiern“ aufbewahrt. Ja, ja, Mutter versteht es die Feste zu feiern, wie sie fallen (und wie sie nicht fallen!) – Den Kuchen mit dem Zuckerguß habe ich bereits vor fünf Wochen gegessen. Ich glaubte, dies sei der Namenstagskuchen. Nun sind alle Pakete richtig eingetroffen und auch die „Kuchenfrage“ hat sich gelöst. – Ihr habt also mehrmals auf mein Wohl angestoßen. Prost! Ich trinke Euch Bescheid, allerdings in vorläufiger Ermangelung von kommentfähigem Stoff mit Selterswasser. – So, dies war ein nahrhafter Brief. Er möge durch einen süßen Kuß beendet werden.

Euer Gisbert