Karl-Heinz Kranz an seine Familie, 1. Januar 1943

Neujahr 1.I.43.

Meine Lieben!

Vorgestern erhielt ich die beiden Pakete, gestern das Büchlein (der Umschlag war offengeplatzt; ich fand keinen Brief oder ähnliches darin vor). Das ging ja sehr schnell mit den Paketen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, kann ich doch alles gut gebrauchen. Meinen allerbesten Dank. Der Weihnachtsstollen ist einfach köstlich. Die Büchlein habe ich mir noch nicht ansehen können, da mir die Zeit fehlte. Uns ist nämlich der heutige Tag kaputt gemacht worden. Es sind einem Kameraden 100 RM gestohlen worden. Da der Dieb sich nicht meldete, mußte die ganze Schwadron alle halbe Stunde feldmarschmäßig heraustreten und stand lange im strömenden Regen. Der ganze Nachmittag (von 12 Uhr an) ist uns versaut worden. Gleich geht vielleicht der Tanz weiter, wenn der Fall noch nicht geklärt ist. – Gestern wurde Sylvester gefeiert. Es war in unserer Stube ein großes Saufgelage. Ich habe mich schnell verzogen, denn mich ekelt so was an.

Hoffentlich seid Ihr besser ins neue Jahr hereingekommen als ich. So wünsche ich Euch allen ein frohes und segensreiches neues Jahr,

Euer Karl Heinz