Karl-Heinz Kranz an seine Familie, 20. September 1944

Wilhelmsberg, den 20.9.44

Liebe Eltern!

Für Eure Zeilen vom 17. d. M. danke ich herzlich.

Dr. Kampmann konnte leider nicht zu unserem Singen kommen. Vielleicht gehe ich mal mit einem Kameraden (stud. theol. in spe), der ihn gerne kennenlernen möchte, dorthin.

Hast Du die Wäsche glücklich wieder hinter Dir, liebe Mutter? – Die Verpflegung ist hier gut. Man kann vor allem so viel essen wie man will. Abends gibt es fast immer süße Suppe. Zu schicken

brauchst Du mir nichts. Ich hoffe nämlich, doch noch zu Eurem Ehrentag zu Hause zu sein. Wir Fahnenjunker bekommen vielleicht vor unserer Abstellung zur Kriegsschule noch Urlaub. Wenn das klappt, bin ich wohl in einigen Tagen schon zu Hause. Falls das aber nicht gelingt, will ich versuchen, einen kleinen Sonderurlaub zum 2. Oktober zu bekommen. Zu diesem Zweck schickt mir bitte sofort eine amtlich beglaubigte Abschrift Eurer Heiratsurkunde. So viel ich weiß, ist das Standesamt dafür

zuständig. Ob ich freilich bei der jetzigen Lage damit Erfolg habe, kann ich nicht sagen. Haltet mir den Daumen!

Gestern abend war ich mit zwei Kameraden wieder bei Georg in Neuhaus. Wir verbrachten herrliche Stunden miteinander. Klavier habe ich auch gespielt.

Sonst hier nichts Neues.

Froh grüßt Euch

Euer Karl