Karl-Heinz Kranz an Bruder Gisbert, 29. September 1940

Essen-Steele d. 29.9.46

Lieber Gisbert!

Deinen Brief haben wir erhalten und danken Dir bestens dafür. Im Auftrage Mutters soll ich Dir mitteilen, daß Du Deine Kleiderkarte und Seifenkarte in Bonn holen mußt weil Du in Steele nicht polizeilich angemeldet wärst. Mutter kann unmöglich Kleider- und Seifenkarte hier in Steele bekommen weil du mit Steele nichts zu tuen hast. Sorge also daß Du die Kleider- und Seifenkarte dort bekommst (aber schnell da der Termin schon abgelaufen ist). So bald Du Deine Kleiderkarte bekommst, wird Mutter die von Steele erhaltene wieder zurückgeben um keine Scherereien zu bekommen. Wir waren gerade in der Michaelsfeier. Mutter fährt morgen weg und hat sie sich noch stark erkältet. Hoffentlich hast Du auch schöne Exerzitien gehabt. Wenn Du Fritz schreibst schreibe bitte Lüdinghausen Schloß Westerholt. Er ist nämlich umgezogen.

Viele Grüße von allen

Günter

Es grüßt Dich in Liebe Deine Mutter. Wie sind die Exerzitien verlaufen? Ich muß noch packen und schreibe ich Dir in den nächsten Tagen meine genaue Adresse. Herr Hausmann läßt sehr nach.

Herzl. Grüße Dein Vater.

Lieber Gisbert!

Ich danke Dir, dass du mir nachträglich Deinen Hut „geschenkt“ hast; ich hatte ja schon per se Besitz genommen von Deinem Hut. Du wirst Dich wundern, warum ich neuerdings lateinisch schreibe. Der Grund: Der Chef schrieb mir eine Bemerkung in mein Lehrheft folgenden Wortlautes: „Karl Heinz Kranz hat die ihm übertragenen Arbeiten richtig und mit Sorgfalt ausgeführt. Dabei zeigt er an allen Dingen reges Interesse, ist aufmerksam bei der Sache und besonders um die Sauberkeit – Papierpressen – in der Abteilung bemüht. Sein Verhalten seinen Vorgesetzten und Kameraden gegenüber ist zurückhaltend, aber einwandfrei. Bei anhaltendem Fleiss verspricht seine Entwicklung gut zu werden. Die Schrift lässt noch sehr zu wünschen übrig.“ Aus diesem Grunde versuche ich, ob ich nicht, wenn ich mir lat. Schrift angewöhne, eine bessere Schrift auf die Dauer bekomme. Übrigens, ich komme in den nächsten Wochen aus der Wareneingangsabteilung heraus, wahrscheinlich in die Eisenwarenabteilung! (Fortsetzung)

(Fortsetzung)

Zur heutigen Michaelsfeier im Pfarrheim: Es waren gut 20 Kerle da! Ich habe nun drei neue Kerle für meine Gruppe und einen 17-jährigen geworben! In meiner Gruppe sind jetzt 11 Mann! Die Feierstunde selbst war gut. Ich hoffe, dass ich in nächster Zeit mehr Erfolge in meiner Gruppe habe als bisher. Für heute sei herzlich gegrüsst von

Karl Heinz

Die Schrift ist schlecht. Ich habe sehr schnell geschrieben.