Dahmel den 26.12.1944.

Flg. Kranz
Dahmel
3. Schülerkomp.
Russenbude

Liebe Eltern!

Nach einer langen Fahrt bin ich nun endlich hier angekommen. Wir kamen Sonntag hier an. Die Fahrt war grauenhaft. Wir fuhren am Donnerstag Abend erst um ½ 9 von Essen ab. Die Fahrt ging nach Leipzig. Ungefähr 20 Stunden. Dann von Leipzig nach Berlin. In Berlin haben wir uns einen Tag aufgehalten. Dann weiter nach Danzig. Dann habe ich mir Danzig etwas angesehen und fuhr nachmittags weiter nach Dahmel, welches bei Gotenhafen liegt. Hier guckte man uns dof an, und fragte was wir denn schon jetzt hier wollten. Wir wurden hier in eine ehemalige Russenbude gesteckt (ohne Licht selbstverständlich) und man wünschte uns ein fröhliches Weihnachten. Nachdem wir schwer Krach geschlagen hatten bekamen wir ein paar Kerzen, damit wir wenigstens abends auf der Bude etwas sehen konnten, daß wir sehr ungelegen kamen sahen wir überall. Es blieb ihnen schließlich nichts anderes über uns Sonntag abend zur

Weihnachtsfeier einzuladen. Man gab uns einige Bonbons und Plätzchen und etwas Punsch, und damit war es abgetan. Da wir aber sehr müde waren gingen wir schon um 8 Uhr zu Bett. So liegen wir nun über Weihnachten hier faul herum und wissen nicht was wir machen sollen. Morgen also Mittwoch fahren wir schon um 5.40 früh weiter nach Stolpmünde wo meine Ausbildungskompanie liegt. Stolpmünde liegt, soviel ich weiß an der Ostsee bei Stolp. Dort werden wir einige Monate (5 oder 6 Monate) eine infantristische Ausbildung bekommen und von da aus sofort zur Kriegsschule kommen. In der Kriegsschule wird so nebenbei noch Flugbetrieb getrieben. Wenn alles klappt, habe ich die Aussicht in 10 Monaten schon Fhj. Uffz. zu sein. Hier in Dahmel bin ich nähmlich mit solchen Typen zusammen, die ein Jahr älter sind und schon alle Fhj. Uffz. sind. Bei der Fliegertruppe geht so etwas sehr schnell. –

Na ja Weihnachten habe ich auf alle Fälle herumbekommen. Man muß zufrieden sein. Wer weiß wie Ihr Weihnachten verbracht. Ihr seid bestimmt im Keller gewesen. Denn soviel ich weiß sind in Westdeutschland Einflüge gewesen.

In Kürze werde ich mehr schreiben.

Also seid herzlich gegrüßt von Eurem

Fritz