Erich Bonsiepen an Willi Büse, 28. Januar 1940

Telgte, den 28. Januar 1940

Lieber Dotz!

Bald seit(!) ihr mit 2 Mann noch allein zu Hause. Damit ist nun Eure Aufgabe gewachsen, denn was sonst mit einem größeren Kollegium getan wurde, liegt jetzt bei Hugo u. Dir.

Es ist schade, daß man den Otto Richter schon erwischt hat. Gesundheitlich wird er doch wohl auch noch nicht ganz wieder hergestellt sein. Wann wird nun der Hugo dran sein? Es ist nun doch da zu hoffen, daß er noch möglichst lange Schwein haben wird.

Ich bin ja nicht gehässig, aber dem Philipp wird die Soldatenzeit mal ganz gut tun. Von seinem 'Pastorenfett' wird man wohl etwas runter bekommen. Ich habe da bei mir schlechte Erfahrungen gemacht.

Zur Arbeit in Steele. Du wirst erfahren haben, daß ich sämtlichen Kerlen aus meiner früheren Gruppe persönlich geschrieben habe. Ich schrieb ihnen von dem Wert der Arbeit in der Gruppe u. ihre Auswirkungen später, wenn man auf sich selbst gestellt ist. Ich schrieb von dem großen Wert der Persönlichkeit. Interessant ist, wie die Kerle ... brieflich reagieren. Manche schrieben etwas ..., manche etwas schwülstig, aber doch so echt.

Man spürt, daß die Kerle den ehrlichen Willen haben. Sogar Panusch, dieses faule Stück, machte sich Gedanken u. verspricht mitzuarbeiten. H. Sponheuer ist ein schwieriger Fall, denn der Kerl fühlt sich zurückgesetzt. Ich werde ihm dieser Tage wieder schreiben.

Bei uns haben wir einen sehr ruhigen Tag. Bei dem Wetter ist es schwer, draußen etwas zu veranstalten. Oft gelingt es mir, mich den Augen des 'wachenden' Offz. zu entziehen, um eine Fahrt in den Winter zu veranstalten. Draußen ist es jetzt herrlich. Man kann in der Einsamkeit so gut seinen eigenen Gedanken nachgehen. Immer ist dieses nicht gut, denn man denkt dabei zu viel an vergangene Tage. Schön ist es Briefe zu erhalten, denn so kann man nie aus den Steeler Verhältnissen herauskommen.

Ich hoffe, daß Eure Arbeit mit Kpl. Huth kräftig voran geht. Bei mir ist der Wunsch, daß der Krieg bald am Ende ist, um in Steele wieder mitschaffen zu können.

Es soll ein Jahr der Bewährung geben, hoffen wir, daß wir die Härte haben, dieses Jahr siegreich zu überstehen.

Dir am Samstag Abend ....

Gruß

Dein Erich