Erwin Graf an Willi Büse, 26. März 1940
Berlin-Oberschönenweide, d. 26.III.40
Mein lieber Willy!
Noch nachträglich herzlichen Ostergruß. Hab herzlichen Dank für Deinen lieben Ostergruß. Sei mir nicht böse dass ich nicht geschrieben habe. Ich will mich auch nicht weiter entschuldigen. Mir gehts soweit ganz gut. Alles noch beim Alten. Gestern waren wir zu 3 Mann auf kleiner Fahrt in unsere Nüggelberge. Jedenfalls war das Wetter prima. Man fühlt sich wieder wohl nach so langer Zeit wieder auf Fahrt zu sein. Ein Betrieb war bei Nubber Grim kan ich Dir sagen. Die Lokale voll. Gerade wir hier in Berlin spüren den Krieg am härtesten. Eine Behandlung wird uns von den Geschäftsleuten zuteil. Überall anstehen. Es ist verheerend dieser Behandlung z. B. in den Kaffees die Kellner so unfreundlich. Überall voll. Und wenig gibt es. Ich glaube, Ihr bei Euch bekommt mehr Gemüse Obst usw. Gewiss es ist Krieg man muss Opfern, aber so wie bei uns ist es woanders nicht.
Unsere Jugend hat man bald ganz an die Wand gedrückt. Wenn mir (!) hier so unsere Jungen und Mädel ansehe. Na dann kann einem schlecht werden. Ich habe gestaunt als ich zurückkam. Hoffentlich lässt man mich diesen Sommer zu Hause. Dann kann ich mit den Kerls auf Fahrt gehen und auf andere Bahnen bringen.
Wie gehts nun Dir hoffentlich gut, Denn mit dem Magen das ist immer eine schwierige Sache.
Gruß auch an Fritz.
Dein Erwin
Anbei ein Bild von mir.