Erich Bonsiepen an Willi Büse, 5. Mai 1940

Telgte, den 5. Mai 1940

Heil Dotz!

Du wirst wohl inzwischen erfahren haben, daß ich letzten Sonntag für 3 Tage in Steele war. Leider konnte ich mir nur den Sonntag Vormittag frei machen, um mit den Kameraden zusammen zu sein. Schafe, daß wir uns da nicht gesehen haben. Meine Betätigung in den kurzen Urlauben hat sich nun ein wenig geändert u. natürlich nimmt jetzt das Mädchen in der ersten Zeit einen etwas breiteren Raum ein, wohingegen ich sonst fast nur mit Euch zusammen war. Doch jedes Ding zu seiner Zeit u. da die Sache noch sehr neu ist muß ich mich zuerst auch vorwiegend damit befassen. Später wird wohl die Sache wieder etwas normaler laufen. - Der Urlaub war nun eine ganz prächtige Sache u. erstmals merkte ich, daß doch zu uns u. zu unseren daheim das Mädchen einen Platz einnehmen muß. Wenn man erstmal zu der praktischen Erkenntnis gelangt ist, was ein feines u. reines Mädchen bedeutet, wird man innerlich froh u. der Kranz u. die Trennung mit "sich selbst" nimmt neue Formen an, neu in der Hinsicht, wie wir sie früher noch nicht sehen konnten, weil wir eben nur unsere Arbeit an den Kameraden kannten.

Mir ist nun die neue Aufgabe gewachsen, an der sinnlichen Haltung des ... kleinen Mädchens von 18 Jahren gestaltend zu wirken, denn .... mit vorigen Sommer (wo ihre Eltern gestorben sind) .... ampf des Lebens. Für ein junges Mädchen ist dieses .... einfach, da ja erstmals die Gefahren der frühen ... an ihr herantraten. Ich freue mich, daß ich

da eine große Aufgabe habe. Wenn wir auch eines Tages wieder auseinandergehen sollten, so bin ich doch froh, ihr augenblicklich einen Lebensinhalt zu geben. Ein junges "sich-gern-haben" ist nun nicht nur mit Freuden angefüllt, sondern es gibt auch Stunden, wo kl. Gewissenkonflikte auftreten, (bei uns war es der Fall, weil wir ja miteinander verwandt sind). Diese Stunden zählen dann später zu den erlebnisreichsten im jungen Leben. Wenn Pfingsten keine Einschränkung um Zivilreiseverkehr gewesen wäre, so bekäm ich zu Pfingsten großen "Besuch" von "ihr", so muß der Besuch aufgeschoben werden, bis 8 Tage später zu meinem Namenstag. Ich werde nun versuchen, Heinz Preußer od. Willi Antkowiak zu Pfingsten zu besuchen, sie ganz in meiner Nähe liegen. Voraussetzung ist natürlich, daß die 2 zu Pfingsten keinen Urlaub bekommen. Wenn ein "Treff" gelingt, wäre es eine prächtige Sache.

Vom 1. Mai schreiben mir 2 von unseren Gruppen, daß sie unterwegs waren (Maria Venn(?) und von Haltern(?)), ich war sehr froh darum, denn bei einem solchen Wetter, muß man heraus.

Meine Arbeit in Telgte macht sehr viel Freude u. steht zur vollsten Zufriedenheit der Komp. Chefs.

In mir ist nur in den letzten Wochen eine vollkommene Veränderung vor sich gegangen. Es kam so ganz von selbst u. doch spürte ich es, wie eine starke Unruhe in mir war. Der Grund ist wohl bei dem Mädchen zu suchen. Ihr werdet wohl gemerkt haben, indem .... wenig schrieb. Seien wir die Kameraden u. denken im.... einander, denn in so schweren Stunden weiß man sich .... allein.

Dir u. den Kameraden Heil u. Gruß, auch zum Pfingstfest ....

in Alter Verbunden...