Erich Bonsiepen an Willi Büse, 9. November 1940

den 9. November 1940

Lieber Dotz!

Dein letzter Brief hat mir Freude gemacht. Du sprachst von Dingen, die mich stark berührten. Die Karten sind tadellos u. können besser nicht sein. Sie werden ihren Zweck fein erfüllen. Nun wieder eine Bitte: Wenn in der Münster-Buchhandlung die Weihnachstkarten herauskommen, so schicke mir doch 20 Stück. Die Auswahl überlasse ich Dir, Du findest bestimmt das Richtige. Die Auswahl will ich Leuten aus dem Bund usw. schicken, welchen ich keinen Brief zu Weihnachten schicken kann, denn ich stehe inzwischen wieder mit 65 verschiedenen Leuten brieflich in Verbindung. Diese an einem Tag mit einem Brief zu bedenken, ist unmöglich, ich muß es auf die Woche verteilen. Ferner bitte ich dich um die Fotos, welche ich einmal aussuchte. Ich glaube die von ????thal bei Altenberg waren auch dabei. Es sind ca. 15-20 Stück. Wenn Du in den letzten Wochen Bilder gemacht hast, die mich evt. intererssieren könnten, so schicke sie mir auch, denn durch Fotos vom Tun u. Leben in der Heimat, überbrückt man die Ferne und fühlt sich bei Euch. Dann mußt Du mir aber auch schreiben, was die ganze Angelegenheit kostet, damit ich es Dir schicken kann. (Die Karten zu Weihnachten sind wohl .... Briefkarten mit Spruch od. Bild. Ich stecke sie .... Umschlag, denn offene Karten kann ... nicht gut verschicken.

... Zuerst auf die Dinge in Steele eingehen. ... auch fort, schade, aber mit der Zeit

werden wohl noch größere Lücken gerissen werden. Hans schrieb schon, daß K.H.Kranz die Sache machen soll, in Verbindung mit Dir. Ich mache den Vorschlag, daß wir die Sache umdrehen müssen u. Du die Sache als verantwortliche Nummer machst u. K.H. Kranz Dich dabei unterstützt. Es ist damit keine Mehrarbeit verbunden, sondern nur sollst Du noch ??? hier auch dastehen. Weißt Du, so kleine Jungen bekommen häufig so den Größenwahn u. ich meine K.H. Kranz sei reichlich jung! Du wirst ja wohl die Gruppe ???, Stachu u.s.w. behalten u. K.H. die jüngsten. Problem wäre also die Gruppe Alois, Hermann Buers usw. Willi Lewing schrieb mir dazu dieser Tage ganz interessant. Er meinte: "Wir arbeiten kräftig an der Christenfibel und eine gute Aussprache ist auch dabei, nur fehlt der Tuher, der in der Lage ist, das letzte, entsprechende Wort zu sprechen." Über den Brief von W. Lew. habe ich mich mächtig gefreut, denn er schreibt noch manche andere gute Gedanken darin. Brieflich ist es also gut. Ich kenne Willi L. nur nicht mehr so wie früher, denn in 1. Jahr kann sich viel ändern. Ich habe ihn noch so in Erinnerung, als daß er viel redet u. dahinter steckt ein leichter Spießbürger, allerdings mit der Einschränkung, daß er geistig auf einer .... guten Höhe steht u. wenigestens denkt. Wie weit er ... zu verwenden ist, überlasse ich Dir. Prüf die .... ob er nicht evt. als Führer (??!) [im Text] einzusetzen ... muß diese Gruppe den Anschluss an Huth ... ab nächste Woche wieder mehr Zeit hat. ... meine Gedanken hierüber - Du mußt ...

die anderen Dinge, die Du mir im Brief schreibst, sind für mich ja sehr beruhigend. Daß Du nun eine berufliche Befriedigung findest, finde ich fein u. würde mich freuen, wenn es klappen würde. Dir wünsche ich dabei vollen Erfolg!

Schwere u. harte Stunden bringen meist die richtige Erkenntnis, aber es ist doch ein harter Weg bis dahin. Ich würde nicht so schnell da sein, wovon Du schreibst u. wie Du die Dinge erlebst. Du schreibst vom Herbst als Sterben in der Natur, aber es ist doch die Zeit der Ernte u. damit die fruchtbringenste Jahreszeit. - Die Dinge und Gefühle für das Mädchen sind für mich nun klar. Ich bin froh heute, daß ich soweit bin u. nicht weich dabei geworden bin. Oft kann man ja in frohen Situationen die klare Sicht verlieren u. eine lange Zeit kann verloren sein. Daß ich das Mädchen auch heute noch ??? u. im gewissen Sinne noch gern habe, wirst Du verstehen. Weißt Du ich will meinen Weg gehen u. habe mich immer gegen gefühlsduselei gesträubt, ich wünsche mir die radikale Wirklichkeit. Ob ich sie erreiche, weiß ich nicht. Was nützen das Mädchen, wenn man die andere Seite mehr liebt. Das letzte ist eine zeitweise Erscheinung u. wird sich wohl später wieder anders gestalten. Im Augenblick freue ich mich, eine so ungeheure Anzahl Kameraden zu haben, die .... (heute) wieder das sind, was ich damals - 1936 war ... ich zum Stamm kam, von ihnen erwartete. ... dabei so ungeheuer viel Dank schuldig! ... langsam Schluß machen. Einen Gruß soll .... ausrichten von Hans Schroer. Er ist z. Zt.

in Polen als Uffz u. bildet Rekruten aus. Für ihn sicher eine feine Sache, zumal es 19/20jährige sind.

Da fällt mir noch etwas ein. Ich habe mich mit Erwin Graf in Verbindung gesetzt u. will ihn in 8 Tagen treffen. Ich schreibe Dir dann davon. Auch bin ich noch einen berliner Kpl. auf die Spur gekommen. Es soll in Berlin ein Arbeitskreis "junger kath. Soldaten" bestehen. Sie arbeiten ähnlich wie wir in Steele. Ich muss die Bande kennen lernen. Auch davon schreibe ich Dir dann mehr, wenn ich ihn kenne.

Letzten Sonntag war ich im Theater. 'Annelie' von Walter Link. Ein modernes Ding u. ganz gut. Auch interessierte dabei Else Knott, welche früher mal in Essen war. Intendant von dem Theater ist Jürgen Klöpfer. Regie René Deltgen. Hauptrollen Else Knott, Joachim Gottschalk und Jakob Zielke(?). Solch Kunstgenüsse werde ich hier wohl noch öfter haben, da die Stadt ja reich an Theater ist.

Für Dich u. Dein Schaffen beste Wünsche

Im alten Sinne Dir Heil

Dein Erich

Grüß die Kameraden in den Gruppen