Hans Schocke an Willi Büse, 12. November 1940

Altenberg 12.11.40

Heil Dir Dotz!

Hinter mir liegt eine Zeit, die mich bis an die Grenze des Wahnsinns brachte und die doch die doch die größte Gnade war. So langsam werde ich wieder ruhiger und ich kann an eine gründliche Überprüfung meiner ganzen Haltung gehen. Erlass es mir, von der vergangenen Woche zu schreiben. Es ist alles noch zu frisch und ich fürchte mich auch davor, sie wieder heraufzuführen. Ich stehe noch mitten in der Entscheidung. Mir ist zumute wie jemand, der aus einer schweren Fieberkrankheit erwacht und ungläubig und misstrauisch und doch riesig froh die Dinge seiner Umgebung mustert, als wären sie vollkommen neu. Tatsächlich, mir ist vieles jetzt erst zum Bewußtsein gekommen, von dem ich früher nur gewusst hatte. In den letzten Wochen spürte ich, was es nun das Gebet der Brüder und Schwestern ist. Denk an mich!

Aber von etwas anderem wollte ich Dir schreiben. Technische Dinge. Weihnachten ist nah und wir müssen an unsere Soldaten denken. Erhöht Eure Spartätigkeit, sodass wir allen eine Kleinigkeit schicken können (Insel usw.) Ich will noch einmal überlegen.

Dann reg doch bitte an, dass Weihnachtskarten geschrieben werden. Neue Ideen vor allem. Schreib einmal, wie Ihr Euch

das denkt. Jedenfalls stell viele Leute an die Arbeit. U. U. wäre auch für Weihnachten ein Plakat in der Kirche auszuhängen.

Jugend der Kirche!

Da Philipp jetzt da ist, werdet Ihr wohl allerhand überlegt haben für die Weiterführung. Mein Vorschlag. Du mit K.H.Kranz zusammen die ganze Pfarrjugend. (K.H. vor allem für die techn. Dinge, da er mehr Zeit hat) Wenn es ginge: Du die eine Gruppe, K.H. die andere. So würde es prima klappen.

Was gibt es sonst neues? Kümmere Dich einmal um Steffie und Anhang. Ich sprach Dir ja am letzten Abend noch davon.

Es ist schon spät. Gute Nacht, Hans

Trinkst Du auch fleißig Tee?