Erwin Graf an Willi Büse, 17. November 1940

Berlin-Oberschönenweide, d. 17/11.40

Mein lieber Willy!

Von Deinem Freund Erich B. erfahre ich, dass Du wieder im Krankenhaus bist. Ich wünsche Dir vor allem gute Besserung. Ja mit dem Erich das ist schon ein Pech. Er wollte heute zu mir rauskommen, schrieb mir aber am Mittwoch, dass sie Berlin wieder verlassen. Einen Sonntag war er in Berlin herumspaziert. Na da kommt er mich nicht besuchen. Nun ist es leider zu spät. Es ist ja sehr schade, dass er wieder wegmachte von Berlin.(!?) Na es soll nicht sein. Hast Du meinen Brief aus dem Krankenhaus nicht bekommen? Ich lag auch wieder acht Wochen, hatte Mittelohrentzündung. Seit Montag arbeite ich wieder. Es ist auch schlimmer geworden. Die Wunde hat der Arzt wieder aufmachen müssen. Man hat schon so seine Last. Es muss so sein. Geht auch vorüber. Nun zu Dir. Du hast aber wirklich pech mit Deinem Magen. Wollen das Beste hoffen.

Mein Ohr macht mir ja auch noch viel zu schaffen aber sonst gehts gut, was ich auch von Dir erhoffe. Die Tommies sind oft hier. Neulich hatten sie 12 Stück abgeschossen. Man konnte sie fein im Scheinwerfer beobachten. Sonst ist alles noch beim Alten. In unserer Jugend ist fast nichts mehr los. Ich war da neulich zur Jugendstunde, da sollte uns die Sonnatgsliturgie erläutert werden. Da wurde nur Blödsinn gemacht, weil der Schwarze sich nicht durchsetzen kann. Ich kann Dir sagen da ist immer was fällig. Ich frag bloss immer, wo ist der Idealismus der Jugend. Das ist ein Kapitel für sich.

Ich will nun schließen, denn vielleicht kommt der Tommie bald.

Sei recht herzlich gegrüßt und alles Gute

von Deinem

Erich Graf