Friedel Klostermann an Willi Büse, 13. Januar 1941

den 13. Januar 1941

Lieber Dotz!

Von hier einen frohen Gruß und danke für Deine liebe Weihnachtsüberraschung. Ich habe mich mächtig darüber gefreut. Das Bild von Deinem Soldaten ist fabelhaft gelungen, ich habe es an mein Spind geheftet.

Hier ist nicht viel los. Es liegt eine Masse Schnee hier und ab und zu weht es scharf von Ost nach Nord. Mittlerweile habe ich mich jedoch an das hiesige Klima gewöhnt, Temperaturen unter 10° sind nichts mehr.

Du Dotz stell Dir vor, ich habe von der Kreisleitung ein, was sage ich, ein, nein zwei Weihnachtspäckchen erhalten, eins auf meine richtige Nummer und das andere auf die alte. Ob die sich vertan haben oder ob ich zwei Pakete wert bin, oder fällt das unter Werbung? Ja, wie man sich führt, so wird man bedient. Ich bin ja auch schon lange P. G. und daher wohl die zwei Pakete. Ich habe bis heute noch nicht geschrieben, dass ich nur unter 22013 zu erreichen bin, vielleicht wird nochmal etwas verschickt. Ich habe jedenfalls ordentlich gelacht, das kannst Du Dir vorstellen und auf Stänkern meiner Kameraden, die noch keines bekommen hatten, nur eine Antwort gehabt: Ich war schon immer dafür und solche Leute merkt man sich an solchen hohen Stellen.

Auf der einen Seite heimst man einen kleinen Vorteil ein

und auf der anderen Seite wird man beschissen. Acht Tage Urlaub habe ich noch zu bekommen, kann aber nicht dran kommen, es sei denn, ich feiere Kindstaufe oder würde schlimmstenfalls heiraten. Zu beiden Sachen fehlen mir noch diverse Kleinigkeiten, und da ist es besser, man "wird" auf den Urlaub verzichten.

Die Weihnachtstage waren trostlos für mich. Am Hl. Abend saßen wir auf unserer Stube um unseren brennenden Weihnachtsbaum, ein Kamerad spielte auf der Mundharmonika weihnachtliche und festliche Weisen und mir war so ganz anders. Meine Gedanken geisterten in Steele und Duisburg umher, ich war nicht fähig, klar zu denken. (was ich öfter mehr oder weniger nicht bin.)

Dicken Pons (?) und ich haben unseren Treff auf dem Adolf-Hitler-Platz in London aufgegeben, wir ziehen eine Oase der Sahara vor. Was hälst Du davon?

Wie Hugo schrieb, war Bernhard B. Weihnachten für kurze Zeit zu Haus. Hast Du ihn getroffen?

Ich habe mir hier einen sehr kostspieligen Luxus erlaubt, höre und Staune, ich bin glücklicher Besitzer eines 3 Röhren Radios Detektorgerätes mit einem Kopfhörer geworden. Steige ich nun in Deiner Achtung? Wenn nicht, habe ich Pech gehabt. Augenblicklich bin ich Wachhabender. Ein ruhiger Trick(?), man braucht nichts zu tun, als nur zu schlafen, zu essen und zu trinken und da zu sein.

Mir gefällt das.

Schluss jetzt, demnächst mehr.

Frohe Grüße u. Heil u. Sieg

Dein Friedel.