Erich Bonsiepen an Willi Büse, 15. März 1941
Sonntag, den 16. März 1941
Lieber Dotz!
Heute ist nun mal wieder Sonntag. Man sagte es jedenfalls heute früh im Radio, denn sonst merkt man bei uns sehr wenig davon.
Heute Mittag kam dann auch Dein Brief an worüber ich mich sehr freute u. ich dank Dir auch recht schön dafür.
Du hast schon ganz recht, wenn Du sagst, daß man sich für die kolonialen Dinge nicht von heute auf morgen entscheiden kann. Sie brauchen eine Zeit der Reife und der sorgfältigen Prüfung, denn sie sollen ja ein ganzes Leben gestalten. Es genügt ja nicht, daß man aus falscher Romantik einfach ausziehen würde, um dann plötzlich zu zerbrechen. Wir haben ja noch eine große Aufgabe im Leben zu erfüllen. - Eine Sache noch, die für mich auch entscheidend ist, ist die 'Heimat'. Die Heimat ist mir unsere Jungen, unser Tun und Wollen, unsere Form und noch so manche andere Sache. Du weißt ja, was ich unter dem Begriff Heimat verstehe! Diese 'Heimat' müsste mit auswandern um eben die Heimat mitzunehmen, ohne die ich bestimmt nicht ziehen würde. Die Heimat in ihrer genannten Form, ist eben ein Stück von mir u. gehört auch in Afrika dazu.
Es soll nun kein "Dämpfer" auf unsere Pläne sein, sondern Notwendigkeit u. Voraussetzung für unser Tun. Die sorgfältige Prüfung dieser Dinge ist notwendig. - Aber trotzdem lebe Madagaskar! - Es ist nichts großes zu erreichen ohne Enthusiasmus! .... daran denken!
[...]habe ich mich gefreut. Prächtig sind ja die ... Steeler Dom. Bist ja in der kurzen Zeit ... auf dem Gebiet der Fotographie geworden. -
Du willst Die Adresse von Erwin Graf haben: […]
Der Erwin hat seit einigen Wochen nicht mehr geschrieben, wird sicher von der Rekrutenzeit sehr zugesetzt.
Was ist eigentlich mit Hans los? Er hüllt sich merkwürdigerweise in Schweigen. - Wenn auch im Urlaub einige Gegensätze zwischen uns vorhanden waren, so ist es doch nicht Grund, einfach zu schweigen. Gewiß wird Hans mit einigen Dingen der Form von mir im Urlaub nicht ganz einverstanden gewesen sein. Ich hatte eben Urlaub u. da genoß ich die Freiheit in so wundervoll großen Zügen - weißt Du noch: Tod dem Tyrann!(?) Es war alles so herrlich...
Über die märkische Heide liegt ein Frühlingsohmen u. ich lebe darin u. kann nicht in diese Heide gehen, weil wir eben nicht fort dürfen. (Auch an Sonntagen nur sehr, sehr selten.(!) Gestern, als die Sonne so lachte, kam ich mir vor, wie ein wildes Tier, welches man in einen Käfig hinter Gitter gesperrt hat. Wann wird dieses Gitter endlich gesprengt? Wenn am Ende des Krieges "der Sieg der Persönlichkeit und Masse" stehen würde, wären wir ja entschädigt! - Wollen wir bereit sein, um diese Dinge noch aufnehmen zu können.
In meinem Urlaub erzählte ich Dir ja von meinen innenarchitektonischen Plänen (Bücherschrank u.s.w.) Na, der Bücherschrank ist nun seit 14 Tagen in der Ansicht fertig. Ich habe ihn bewußt die Tage liege gelassen, um ihn mir von Zeit zu Zeit mal wieder anzusehen. Und heute gefällt er mir tatsächlich noch. ... dieser Tage die Ansichtzeichnung mit einigen Erläuterungen. ... der Irmgard wollte ich sie schon mal schicken, weil .... ähnlichen Dingen stark beschäftigt u. sie hätte die .... ja vorgeführt. Du schreibst nun, dass Irmgard ...
ist, und da ist es wohl besser, ich schick sie Dir. Du kannst sie ja dann mit den Interessenten mal bekauen (Hans, Hugo, Irmgard u.s.w.) Dieser Entwurf soll nun nicht im Entferntesten ein Musterbeispiel sein, sondern nur mein persönlicher Geschmack. Erschrick nicht vor der Gradlinigkeit, am Ende der Überprüfung wirst Du es sicher verstehen. - Dazu bitte ich Euch dann, Eure Meinung zu äußern, auch zu Einzelheiten. Die Zeichnung schickst Du mir dann ja später wieder zu, da ich nur, da ich nur die eine davon habe.
Fein, daß Ihr Euch in Steele zu der Gruppe zusammen geschlossen habt, es wird sicher großen Erfolg haben.
Unterrichte mich über die Nachfolgerfrage von Kardinal Schulte. Hugo soll mir bitte einen ausführlichen Bericht über "Frotz in Essen" geben.
Dann grüß noch den ganzen Haufen, besonders den 'hohen Rat'.
Dir einen besonderen Gruß u. Heil
Dein Erich
Einen freundlichen Gruß auch an Deine Eltern!