Philipp Dürfeld an Willi Büse, 5. August 1941
den 5.8.41
Sei gegrüßt!
Heute ist der erste ruhige Tag - nach beendigten Lehrgang und einem Uffz.-abend, der einen Tag später stattfand. Heute bekam ich auch von Hans den Brief, dass er heute zum Diakon geweiht wird u. seine Primiz bereits am 15. August (!) hält. Das letztere wird er Dir ja inzwischen auch schon geschrieben haben. Ich werde es von mir aus so machen, dass ich ihm erst zur Primiz schreibe - ich habe nach Hause in aller Eile geschrieben, man solle mir das AT u. einige Verzeichnisse schicken. Ich denke dann eine Karte mir einem Spruch zu schreiben u. ihm dazu ein Buch zu schenken. Hoffentlich kommt alles noch zur rechten Zeit: denn Samstag gehts ab zu einer mehrtägigen Übung u. dann soll es diesen Monat noch eine grössere (ebenfalls mehrtägige) Übung gestartet werden. Dazwischen kehren wir aber für mehrere Tage in die Quartiere zurück. Es müßte von hier aus rechtzeitig klappen. - Einige Schwierigkeiten macht mir noch die Buchwahl. Ich möchte ein solches nehmen, das auch der Arbeit in unserem Kreis (u. meinen eigenen Gedanken) entspricht. Es gibt da mehrere Dinge: z.B. L. Deimel: Leib Christi (Freiburg 1940); R. Grosche: Pilgernde Kirche (Freiburg 38?); Die Schrift von E. Michel: Von der kirchl. Sendung der Laien (Berlin 1940); dann noch J. Lortz: Die Reformation
in Deutschland (Freiburg 39), das, weil ideengeschichtl. aufgezogen, vieles zu unserer Arbeit zu sagen hätte. Vielleicht kennt Hilde das eine oder andere, u. ich wäre Dir sehr dankbar, wenn ich einen Rat dazu haben könnte. (wenn möglich, umgehend!) oder vielleicht das ein oder andere Buch dazu. Ich erinnere mich auch, dass Hans sich einmal äusserte, eine Lebensgeschichte Christi zu besitzen: G. Papini: Lebensgeschichte Christi (Um 24) schildert rel. sozial u. oft auch für Leute treffend. Frag Hilde mal.
Nun die Lage vom Kreis aus gesehen. Zunächst das Finanzielle: ich habe heute 30, - abgesandt an Dich. Ich weiss nicht, ob Ihr schon was in Aussicht genommen habt, vermute es aber ziemlich sicher. Wenn es möglich wäre, etwas an der Ausstattung hinzuzutun, so wäre das ja sehr schön. Sonst würde aber auch wohl ein Buch, das mit der Arbeit des Kreises im Zusammenhang steht, am Platze sein.
Für Jos. Hoppen schließe ich mich Eurem Plan an. Schreibe mir auch umgehend noch, wieviel Ihr noch an Geldsachen benötigt. Es ist Pech, dass sich durch die zwei Übungen mein Urlaub verschiebt (Ich habe ja noch 8-10 Tage zu bekommen). Vielleicht werde ich aber Ende August od. Anfang September dort sein.
Ist Willy Antkowiak jetzt Stukaflieger? Er schrieb mir in einem Brief reichlich oft von d. Stukas als 'unseren' Maschinen. Er scheint in vorderster Front eingesetzt zu sein. Gebe Gott, dass Friedel der letzte ist aus unserer Gemeinschaft, den wir verlieren. Ich bekam noch heute einen Brief an ihn als "nicht zustellbar" zurück.
Erich schrieb ebenso wie Willy begeistert über die Weite der russischen Lande u. dass diese einen starkten Eindruck auf ihn mache. Bei solchem Nachdenken vergisst man dann leichter die Anstrengungen, die wohl die größten in diesem Kriege sind. Ich glaube, nach dem Kriege braucht keiner dem anderen nachzustehen: jeder hat seinen Teil getan. - Für uns hier ist der Einsatz vorläufig noch etwas fern, es sei denn, dass es im Osten bald zu Ende geht. Mir wäre es schon
recht; denn das bedeutete rasches Ende. Hoffentlich können wir anderen ein gesundes Wiedersehen feiern. Möchte auch jede Kraft u. innere Form gewonnen haben, um vorbereitet zu sein für schwerere Aufgaben.
Dir einen Gruß zum Schluss! Dein Philipp